Stipendium Plus
© Heidi Scherm. Quelle: sdw
© Heidi Scherm. Quelle: sdw

Aufbrechen zu neuen Zielen

Mit den Begabtenförderwerken in die Welt. 

Sie planen einen Auslandsaufenthalt während des Studiums oder der Promotion? Das Cusanuswerk unterstützt Sie dabei finanziell und organisatorisch.

Ein Beispiel: Maria Dillmann, Medizinstudentin und Stipendiatin des Cusanuswerks, hat einen Teil ihres PJ in Arusha/Tanzania verbracht. Sie hat dort im „Arusha Lutheran Medical Centre“ gearbeitet, viele Kontakte geknüpft und tiefe Einblicke in die Situation des Landes gewonnen.

Schon ein früherer Aufenthalt in Tanzania hatte Maria Dillmann und ihren Mitstipendiaten Florian Schneider zu besonderem Engagement herausgefordert: Nachdem beide als freiwillige Helfer im Endulen Hospital in Tanzania gearbeitet hatten, entschlossen sie sich zur Gründung des Vereins „Endulen e.V.“, der das Krankenhaus im von Massai bewohnten Ngorongoro-Gebiet unterstützt.

Zu den besonderen Eindrücken, die Maria Dillmann aus ihrem aktuellen PJ in Tanzania mitgebracht hat, gehört ihr Einsatz mit dem „Flying Medical Service“ (FMS), von dem sie hier berichtet:

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„Der FMS ist ein Zusammenschluss von Piloten, die im Norden Tanzanias im Massaigebiet medizinische Hilfe mit einer kleinen Chessna überall dorthin bringen, wo kein Auto mehr hingelangt. Gegründet wurde dieser Service vor etlichen Jahren von dem katholischen Priester und Piloten Pat Patten, einem ca. 60-jährigen, humorvollen und phantastischen Mann aus den Vereinigten Staaten, der seit knapp 40 Jahren in Tanzania lebt. Ich habe den FMS schon früher auf seinen Einsätzen im Busch mit dem Flieger begleitet; eine Klinik, die der FMS regelmäßig anfliegt, ist das Buschkrankenhaus in Endulen.

Auch dieses Mal habe ich Kontakt zum FMS aufgenommen und Pat meine Hilfe angeboten. Tatsächlich rief er mich eines Tages an und bat mich, ihn bei der Flugklinik nach Endulen zu begleiten. Ich hatte großen Respekt vor dieser Aufgabe; mein Gastvater, der frühere Chefarzt in Endulen, sprach mir Mut zu. Er erklärte mir, welche Krankheitsbilder ich zu erwarten habe. 

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Zunächst waren wir für zwei Tage in Endulen, von wo aus verschiedenen Flugkliniken angeflogen wurden. Die Klinikmitarbeiter in Endulen haben sich über meinen spontanen Besuch sehr gefreut. Jeder lief mir mit weit ausgebreiteten Armen entgegen! Die Atmosphäre in der Klinik ist nicht die beste. Teilweise wurden die Angestellten seit acht Monaten nicht bezahlt, weil die katholische Erzdiözese kein Geld hat. Die Angestellten sind frustriert, weil der Chefarzt selten da ist. Wieder und wieder werde ich gebeten, nach dem Ende meines Studiums zu kommen.

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Zusammen mit alten Freunden bin ich auf den Massaimarkt in Endulen gegangen, der einmal monatlich stattfindet. Ich wurde auf ein gegrilltes Ziegenbein eingeladen, das wir uns im Schatten einer Schirmakazie schmecken ließ. (Das auf dem Markt verkaufte Fleisch wird stets über alten, verrosteten Krankenhausbetten gegrillt.) Ich habe es sehr genossen, wieder in das mir so vertraute und geliebte Buschleben inmitten des Massailandes einzutauchen. Auch meine Massaimama habe ich wieder getroffen. Ich kenne sie seit meinem ersten Besuch in Endulen im Jahr 2006. Sie ist ca. 45 Jahre alt. Ihr Mann ist vor vier Jahren verstorben und seitdem zieht sie ihre sechs Kinder alleine groß; mich nennt sie stolz ihre älteste Tochter. Sie erzählte mir von ihrer Familie und ihren Nöten, dass das Geld hinten und vorne nicht ausreicht, um die Schulgebühren für ihre Tochter zu bezahlen – ein intelligentes Mädchen, das die 9. Klasse bereits erfolgreich abgeschlossen hat. Außerdem werde immer wieder bei ihr in ihrer kleinen Lehmhütte eingebrochen und Zucker und Reis gestohlen.

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Die Abende verbrachte ich zusammen mit Pat, wo wir uns über seine Arbeit unterhalten und darüber gesprochen haben, was wohl mit dem massiven Bevölkerungswachstum in Afrika geschehen wird. Wussten Sie, dass Tansania im Jahr 2090 das Land mit der fünftgrößten weltweiten Bevölkerung sein wird? Wussten Sie, dass 2090 die Hälfte der Weltbevölkerung auf dem Afrikanischen Kontinent leben wird? Wussten Sie, dass der Genozid in Ruanda genau so viele Menschenleben gekostet hat, wie eine Hungersnot in eben demselben Jahr Menschenleben in Ruanda ohnehin gekostet hätte, da die Menschen dort von 7 auf 7 Quadratmeter Land lebten und das Essen nicht reichte?

Ich bin so dankbar für alles, was Pat an Gedanken in mir anstößt, dass er mich herausfordert und mir seit Jahren mit weisen Ratschlägen zur Seite steht. 

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Ich half bei zwei Flugkliniken mit, wo wir Kinder gegen Masern, Polio, Tetanus und Diphterie impften und auch Schwangere gegen Tetanus immunisierten. Auf dem Rückflug flog Pat die kleine Chessna sehr tief über die endlosen Weiten und sanften Hügel der Serengeti und des Ngorongoro-Naturschutzgebietes (Foto). Es war herrlich!

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Voll Dankbarkeit blicke ich auf das erlebnisreiche letzte halbe Jahr zurück. Es war eine wunderbare Zeit und ich bin so dankbar, dass mir die Reise auf den afrikanischen Kontinent möglich war!


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