Stipendium Plus

Stipendiatenporträts

Aska Makarevic

Seit Oktober 2016 bin ich Stipendiatin der Heinrich Böll Stiftung. Ich promoviere im Fachbereich „Filmwissenschaft“ am Institut für Medienwissenschaft an der Goethe Universität Frankfurt am Main.

Mein Promotionsvorhaben konkretisierte sich in mehreren Stufen. 2006 diplomierte ich an der Universität Sarajevo im Fachbereich „Vergleichende Literaturwissenschaft und Bibiliothekwissenschaft“. Von 2011 bis 2012 machte ich mit Hilfe eines Leistungsstipendiums der Universität Amsterdam meinen Master of Arts in „Filmwissenschaft“. Seit einem Jahr kann ich mich Dank des Förderprogramms für Promovierende der Heinrich Böll Stiftung voll meiner Forschung widmen.

Obwohl mein akademischer Werdegang kein linearer ist, gab es immer eine Konstante, meine Liebe zum Film. Zwischen den verschiedenen Studienphasen arbeitete ich als Journalistin und Kulturmanagerin beim „Sarajevo Film Festival“. Im Rahmen dieses Festivals leitete ich den Programmteil „Talents Sarajevo“ und somit das Vermittlungsprogramm und die Netzwerkplattform für aufstrebende Filmschaffende aus Südosteuropa und dem südlichen Kaukasus.(...)

Durch die Arbeit beim Filmfestival wurde mir deutlich, welch wichtige Rolle Film in der Förderung politischer Bildung spielen kann. Ich verbinde die Heinrich Böll Stiftung mit einem selbstbestimmten, gesellschaftskritischen Ansatz in Bezug auf politische Bildung und Diskussion. Der post-jugoslawische Film mit seiner alternativen Darstellung von Krieg jenseits des Repräsentativen bietet einen ästhetischen Korpus, der diese Art der politischen Bildung und Diskussion fördert. In meiner Forschungsarbeit befasse ich mich mit dem noch immer andauernden Nachkriegs-Zustand mancher ehemaligen jugoslawischen Länder und der Entstehung nicht-repräsentationaler Bilder von Konflikten im Film. Während der andauernde Nachkriegs-Zustand feste Bindungen an die Vergangenheit impliziert, identifizieren nicht-repräsentationale Bilder im post-jugoslawischen Film konstruktivere und dynamischere Verhältnisse zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Sie bieten so eine intensive und affektive Begegnung an, die ein politisches Erwachen ermöglichen könnten. In diesem Sinne möchte ich einen Beitrag zur laufenden Debatte über kollektive Erinnerung, Gesellschaft im Wandel und Filmästhetik in Südosteuropa leisten.

Wegen meiner beruflichen und akademischen Kontakte nach Deutschland und dem ausgezeichneten Ruf des Instituts für Medienwissenschaften an der Goethe Universität Frankfurt am Main war es für mich klar, dass ich meine Doktorarbeit in Deutschland machen möchte. Zudem fühle ich mich mit Deutschland verbunden, da hier die Kriegsvergangenheit konstruktiv aufgearbeitet wurde und immer noch wird. So konnte eine Entwicklung in eine offene, liberale Gesellschaft stattfinden, die heute für ihr progressives Denken bekannt ist.

Das Förderprogramm für Promovierende der Heinrich Böll Stiftung war für mich die ideale Anlaufstelle um mein Vorhaben zu verwirklichen. Die inhaltliche Arbeit der Stiftung deckt sich mit meinem Forschungsvorhaben und meinen politischen Interessen wie Gleichstellung der Geschlechter, Arbeitsschutz für Mütter, Versöhnung und Diskurse über die Politisierung von Religion. (...)


Mohammad Dalla

"Ich bin 25 Jahre alt und vor fast zwei Jahren aus Syrien nach Deutschland gekommen. Meine Leidenschaft für Sprachen und Kulturen war schon immer mein Antrieb, neue Lernmöglichkeiten zu entdecken. Deshalb habe ich in Syrien Anglistik und Amerikanistik studiert und angefangen Spanisch und Deutsch zu lernen. Wegen des Mangels an qualititiv hochwertigen Bildungsmöglichkeiten und des instabilen Entwicklungsklimas in meinem Heimatland habe ich über ein Auslandsstudium nachgedacht.

Ich habe schließlich das Masterprogramm "Anglophone Modernities in Literature and Culture" an der Universität Potsdam gefunden. Nachdem ich nach Deutschland gekommen war, fing ich an, über ein Stipendium nachzudenken. Da liberale Werten wie soziale Gleichheit und Gerechtigkeit zwischen Geschlechtern, Generationen, Menschen unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen und Länder, die Grundlage meiner persönlichen und politischen Prinzipien sind, war die Heinrich-Böll-Stiftung die richtige Wahl für mich.

Im Kontext des Stipendiums habe ich an mehreren Veranstaltungen, Seminaren, Workshops, Summer Schools teilgenommen, die von der Stiftung organisiert wurden. Diese verschiedene Veranstaltungen, die sich mit den wichtigsten politischen und kulturellen Fragen unserer Zeit befassen, hatten einen großen Einfluss auf mich, sowas auf akademischer als auch auf persönlicher Ebene. Während meiner Teilnahme an der Anna-Tröger-Sommerschule traf ich beispielsweise über 40 Aktivist/innen und Wissenschaftler/innen, die im Bereich Menschenrechte und Feminismus im Nahen Osten und in Nordafrika arbeiten. Ich habe nicht nur einen tieferen Einblick in die soziale und politische Dynamik des sogenannten "Arabischen Frühlings" erhalten, sondern auch mit meinem theoretischen Wissen und früheren Forschungen zu diesen Themen beigetragen. Außerdem beteilige ich mich an der Antidiskriminierung Arbeitsgruppe der Stipendiat/innen, wo wir Treffen mit unseren Mitstipendiat/innen und Expert/innen über Themen aller Art (beispielsweise zu struktureller Diskriminierung) organisieren.

Im Rahmen des Stipendiums war ich in der Lage, ein Praktikum beim Sozialpädagogischen Institut Berlin (SPI) zu machen, wo ich mit unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen arbeitete. Außerdem nehme ich seit Anfang 2017 an einem Patenschaftsprojekt beim  gesamtstädtischen Zentrum für Migranten, Lesben und Schwule (MILES) des Bildungs- und Sozialwerkes des Lesben- und Schwulenverbandes Berlin-Brandenburg e.V. teil. Das Patenschaftsprojekt zielt darauf ab, LSBTQI+ Geflüchtete zu unterstützen, da sie eine besonders schutzbedürftige Gruppe sind. Das Projekt bietet nicht nur beim Deutsch lernen und bürokratischen Fragen Hilfe, sondern ermöglicht es den Geflüchteten auch, sich mit einer Vielzahl von Menschen und Organisationen zu vernetzen, die ihnen in allen Bereichen helfen, sich in die Gesellschaft zu integrieren."



Avicenna Studienwerk
Cusanuswerk e.V.
Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerk
Evangelisches Studienwerk e.V. Villigst
Friedrich-Ebert-Stiftung
Friedrich Naumann Stiftung für die Freiheit
Hans Böckler Stiftung
Hanns Seidel Stiftung
Heinrich Böll Stiftung
Rosa Luxemburg Stiftung
Stiftung der deutschen Wirtschaft
Studienstiftung des deutschen Volkes