Mohammad Dalla
"Ich bin 25 Jahre alt und vor fast zwei Jahren aus Syrien nach Deutschland gekommen. Meine Leidenschaft für Sprachen und Kulturen war schon immer mein Antrieb, neue Lernmöglichkeiten zu entdecken. Deshalb habe ich in Syrien Anglistik und Amerikanistik studiert und angefangen Spanisch und Deutsch zu lernen. Wegen des Mangels an qualititiv hochwertigen Bildungsmöglichkeiten und des instabilen Entwicklungsklimas in meinem Heimatland habe ich über ein Auslandsstudium nachgedacht.
Ich habe schließlich das Masterprogramm "Anglophone Modernities in Literature and Culture" an der Universität Potsdam gefunden. Nachdem ich nach Deutschland gekommen war, fing ich an, über ein Stipendium nachzudenken. Da liberale Werten wie soziale Gleichheit und Gerechtigkeit zwischen Geschlechtern, Generationen, Menschen unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen und Länder, die Grundlage meiner persönlichen und politischen Prinzipien sind, war die Heinrich-Böll-Stiftung die richtige Wahl für mich.
Im Kontext des Stipendiums habe ich an mehreren Veranstaltungen, Seminaren, Workshops, Summer Schools teilgenommen, die von der Stiftung organisiert wurden. Diese verschiedene Veranstaltungen, die sich mit den wichtigsten politischen und kulturellen Fragen unserer Zeit befassen, hatten einen großen Einfluss auf mich, sowas auf akademischer als auch auf persönlicher Ebene. Während meiner Teilnahme an der Anna-Tröger-Sommerschule traf ich beispielsweise über 40 Aktivist/innen und Wissenschaftler/innen, die im Bereich Menschenrechte und Feminismus im Nahen Osten und in Nordafrika arbeiten. Ich habe nicht nur einen tieferen Einblick in die soziale und politische Dynamik des sogenannten "Arabischen Frühlings" erhalten, sondern auch mit meinem theoretischen Wissen und früheren Forschungen zu diesen Themen beigetragen. Außerdem beteilige ich mich an der Antidiskriminierung Arbeitsgruppe der Stipendiat/innen, wo wir Treffen mit unseren Mitstipendiat/innen und Expert/innen über Themen aller Art (beispielsweise zu struktureller Diskriminierung) organisieren.
Im Rahmen des Stipendiums war ich in der Lage, ein Praktikum beim Sozialpädagogischen Institut Berlin (SPI) zu machen, wo ich mit unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen arbeitete. Außerdem nehme ich seit Anfang 2017 an einem Patenschaftsprojekt beim gesamtstädtischen Zentrum für Migranten, Lesben und Schwule (MILES) des Bildungs- und Sozialwerkes des Lesben- und Schwulenverbandes Berlin-Brandenburg e.V. teil. Das Patenschaftsprojekt zielt darauf ab, LSBTQI+ Geflüchtete zu unterstützen, da sie eine besonders schutzbedürftige Gruppe sind. Das Projekt bietet nicht nur beim Deutsch lernen und bürokratischen Fragen Hilfe, sondern ermöglicht es den Geflüchteten auch, sich mit einer Vielzahl von Menschen und Organisationen zu vernetzen, die ihnen in allen Bereichen helfen, sich in die Gesellschaft zu integrieren."