Vier Monate ist sie am Stück auf See, fort von Freunden und Familie. Heimweh allerdings war für sie noch nie ein großes Thema: „Ich fühle mich sowohl auf dem Schiff als auch daheim wohl und habe sozusagen ein stationäres und ein mobiles Zuhause.“ Aber auch Fernweh treibt sie nicht um: „Selbstverständlich interessiert es mich, besondere Flecken unserer Erde kennenzulernen und zu genießen, was es alles Wunderbares zu entdecken gibt, aber das Gefühl, anderswo etwas zu verpassen, die Unruhe und Rastlosigkeit, von einem Ort wegzustreben, die so typisch für Fernweh sind, kenne ich nicht.“
Mit 16 auf einen russischen Großsegler
Aufgewachsen im niedersächsischen Steinau bei Cuxhaven, liebt sie schon als Kind das Wasser. Mit ihrer Familie segelt sie in den Sommerferien auf dem elterlichen Boot durch die schwedischen Schären – traumhafte Kindheitserinnerungen und der Grundstein für ihre Leidenschaft und den späteren Beruf.
Als 16-Jährige fährt Seedje Katharina Fink für zwei Wochen an Bord des russischen Segelschulschiffes „Mir“ mit und klettert bis in die Spitze des höchsten Mastes. Angst hat sie keine. Ihr Berufswunsch nimmt indes immer konkretere Formen an. Die Sommerferien zwischen der 12. und 13. Klasse nutzt die Schülerin, um auf dem Küstenmotorschiff „Wega“ der Reederei Wegener in die Schifffahrt hinein zu schnuppern. In der Reederei lässt sie sich nach dem Abitur zur Schiffsmechanikerin ausbilden – und ist dabei fast immer die einzige Frau an Bord.
Im Anschluss studiert sie drei Jahre in Elsfleth an der Unterweser Nautik, um Kapitänin zu werden: „Die sehr abwechslungsreiche, aber auch anspruchsvolle Kombination aus den technischen, aber dabei immer dem Einfluss von Natur und Umwelt unterworfenen Aufgaben des ,Schiff-Fahrens', der Menschenführung und der Leitung eines weitgehend autarken und dabei überschaubaren Betriebes haben mich sehr gereizt.“
1996 zählt Fink zu den ersten Jahrgängen in der Förderung von Fachhochschulstudierenden der Studienstiftung und nimmt hier an einer Reihe von FH-Treffen, Sprachkursen und Akademien teil. „Da ich an einem kleinen Hochschulstandort mit nur einem Fachbereich ein durch den hohen Vorlesungsumfang eher verschultes, sehr berufsorientiertes Studium absolviert habe, hat mir die ideelle Förderung Zugang zu interdisziplinären Veranstaltungen, die Auseinandersetzung mit weit über mein Fachgebiet hinausreichenden Themen und den Kontakt mit Kommilitonen der verschiedensten Fachrichtungen ermöglicht“, sagt sie.
Besonders gern erinnert sich Seedje Katharina Fink an ein Erlebnis während der Sommerakademie der Studienstiftung in La Villa 1998 zurück: „Wichtiger als jegliche Individualleistung war der Teamgeist, der sich beispielsweise bei einer kleinen Feierabend-Bergwanderung äußerte. Als Flachländerin wusste ich, dass ich mit dem Tempo zweier gut trainierter Kommilitonen nicht hätte mithalten können und wollte daher auf die Tour verzichten, um ihnen nicht den Spaß an einer zügigen Wanderung zu verderben. Ich wurde sehr nachdrücklich überredet, doch mitzukommen, und mit großer Rücksicht auf mein Tempo auf den Berg ,gelotst'.“