Stipendium Plus
© Heidi Scherm. Quelle: sdw
© Heidi Scherm. Quelle: sdw

Einblick des Monats Februar 2018

Ein Porträt der Stipendiatin der Studienstiftung Silke Seibold

Silke Seibold (23) studiert Deutsche Literatur an der Universität Tübingen. Mit ihrem Debüt als Hörspielautorin hat sie den Deutschen Kinderhörspielpreis 2016 gewonnen.

Silke Seibold (23) studiert Deutsche Literatur an der Universität Tübingen. Mit ihrem Debüt als Hörspielautorin hat sie den Deutschen Kinderhörspielpreis 2016 gewonnen.

Na super! Statt mit seinem besten Freund ins Ferienlager zu fahren, muss der angehende Weltklasse-Reporter Lucas zwei Wochen zu seiner Großtante aufs Land. Und als wär’s nicht schon schlimm genug, in die Pampa abgeschoben zu werden, kommt auch noch seine nervtötende Schwester mit – der reinste Alptraum! Ein Glück für Lucas, dass Nicky da ist – Fußballstar, Hobbydetektivin und schon bald seine Partnerin bei gewagten Ermittlungen in einem mysteriösen Kriminalfall.

„Gib’s zurück!“ ist eine spannende Sommerferien-Detektivgeschichte, in der es neben den beiden ineinander verwobenen „Kriminalfällen“ zudem um Freundschaft, Tierschutz und den Bruch mit Geschlechter-Stereotypen geht“, erzählt Silke Seibold (22). Es ist ihr Debüt als Hörspielautorin und gleichzeitig ihre Bachelorarbeit.

Dafür hat sie gleich den Deutschen Kinderhörspielpreis 2016 gewonnen. „Ich habe mich natürlich wahnsinnig über den Preis gefreut! Überrascht hat er mich allerdings auch sehr, da ich zunächst nicht einmal wusste, dass das Hörspiel vom Sender eingereicht, geschweige denn nominiert worden war“, sagt Silke Seibold.

„Warum schreibst du nicht einfach ein Hörspiel für uns?“

Eher zufällig ist es Mitte 2015 auch zu „Gib’s zurück!“ gekommen. Da studiert Silke Seibold noch Medienwissenschaften, Germanistik und Philosophie an der Universität Tübingen. Gegen Ende ihres Bachelorstudiums absolviert sie ein dreimonatiges Praktikum in der SWR2-Hörspielabteilung mit Schwerpunkt Kinderhörspiel. Davor hatte sie – mit Ausnahme des Konsums der üblichen Verdächtigen wie TKKG, Die drei ??? oder Fünf Freunde in ihrer Kindheit – recht wenig mit Hörspielen zu tun.

„Tatsächlich habe ich das Thema meiner Chefin beim SWR2, Uta-Maria Heim, zu verdanken, die, als sie hörte, dass ich noch auf der Suche nach einem Bachelorarbeitsthema bin, meinte: ‚Warum schreibst du nicht einfach ein Hörspiel für uns?‘“, erzählt Silke Seibold. Die Antwort war klar, schließlich hatte sie sich ohnehin dafür entschieden, als Abschlussarbeit ein Werkstück zu produzieren. Allerdings wusste sie noch nicht, für welches Medium. „Die Gelegenheit, mein Hörspiel möglicherweise vom SWR2 produzieren und senden zu lassen, war natürlich sehr verlockend und irgendwie hat es mich in den Fingern gejuckt zu schreiben“, sagt Silke Seibold.

„Einfallsreiches Kinderhörspiel, das im Mikrokosmos große Fragen stellt"

Die Grundidee, zwei streitende Geschwisterkinder in ihr Hörspiel einzubauen, hat sie aus ihrer eigenen Kindheit geschöpft – wie das bei Kindern eben so sei, hätten auch ihr Bruder und sie sich damals immer wieder mal in die Haare gekriegt. Im Endeffekt war das jedoch nur der Startpunkt für die Ideensammlung zum Hörspiel. „Es geht nicht um meine Geschichte, sondern um die von Lucas – der Stoff stammt also tatsächlich einfach aus meiner Fantasie. Und da ich als Kind selbst sehr gerne Detektivgeschichten gelesen und gehört habe, dachte ich, dass das auch heute noch Kinder interessieren könnte“, erzählt Silke Seibold.

Dabei war es ihr natürlich wichtig, das Hörspiel spannend und die Figuren lebendig zu gestalten, weswegen sie versucht hat, zwei Handlungsstränge ineinander zu verweben und allen Figuren kleinere Eigenheiten mitzugeben. „Besonders markant am Hörspielmanuskript ist, dass beschreibende Erzählungen in diesem Sinne fehlen – man arbeitet sprachlich gesehen mit Dialogen und vielleicht noch Monologen, aber jegliche weiteren Informationen über den Handlungsraum oder dergleichen müssen über andere Wege vermittelt werden“, sagt Silke Seibold.

Das geschieht zum Beispiel über Geräusche oder Musik. Ausgestaltet wird das alles dann in der Produktion, aber bereits im Manuskript muss diese Ebene mitbedacht werden. „Diese Umstellung des Denkens war für mich als blutige Anfängerin vermutlich die größte Herausforderung beim Schreiben des Hörspiels. Ich habe oft einfach Verschiedenes ausprobiert und natürlich auch viele Tipps von meinen erfahreneren Kolleginnen des SWRs erhalten“, erzählt Silke Seibold.

Das Feedback während des Schreibprozesses war ganz wesentlich. Es gab mehrere Versionen von „Gib’s zurück!“, die durch die Rückmeldungen der Dramaturgin Uta-Maria Heim und der Regisseurin Kirstin Petri immer wieder verfeinert oder in eine etwas andere Richtung gelenkt wurden.

Als Autorin war Silke Seibold nach Fertigstellung des Manuskripts nicht mehr in die Produktion eingebunden. Das war zwar schade, ist aber meistens so. „Manchmal ist es im Regieprozess notwendig, Sätze oder Szenen zu streichen, an denen man als Autor möglicherweise hängt, die jedoch von einem etwas entfernteren Standpunkt aus betrachtet nicht nötig sind oder sogar den Fluss des Hörspiels behindern“, sagt Silke Seibold.

Geschadet hat es dem Stück nicht, wie die Auszeichnung mit dem Deutschen Kinderhörspielpreis 2016 zeigt. In ihrer Begründung hält die Jury fest: „Abenteuerlich, ja sogar von detektivischer Spannung durchtränkt ist nämlich, was die Autorin dem Nachwuchspublikum hier bietet: Ein Krimi für Kinder, der in ländlicher Idylle handfeste Ungerechtigkeiten ökologischer Natur aufspürt, nebenbei ein schönes Lehrstück über Freundschaft bietet und unter der Regie von Kirstin Petri und mit der Musik von Peter Kaizar eine opulente Klangkulisse schafft. Ein sprachlich und akustisch einfallsreiches Kinderhörspiel, das im Mikrokosmos große Fragen stellt.“

Der Preis ist für Silke Seibold eine große Motivation: „Dass das Hörspiel den Preis gewonnen hat, motiviert mich nun natürlich weiterzumachen und hoffentlich einige der vielen anderen Ideen, die in meinem Kopf herumschwirren, endlich zu Papier zu bringen.“ Zunächst möchte sie aber ihr Studium beenden. Silke Seibold studiert inzwischen Deutsche Literatur im Masterstudium an der Universität Tübingen.

Sie ist sich noch nicht ganz sicher, in welche Richtung sie nach ihrem Abschluss gehen möchte; Eine Promotion ist nicht ausgeschlossen, aber auch die Arbeit in einer Redaktion, oder im Lektorat eines Literaturverlages sind Optionen, die für sie durchaus in Frage kommen. „Es ist aber klar, dass sich alles um Literatur drehen wird. Literarische Texte und phantastische Geschichten haben mich einfach immer schon fasziniert.“

Stand: November 2017


Hier gelangt ihr zu den anderen Einblicken des Monats:

Januar 2018: „Mein Kompass: Respekt, Solidarität und Toleranz!“ von Alexander Marx, Heinrich-Böll-Stiftung 

Dezember 2017: Jana Mittelstädt, Promotionsstipendiatin der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit seit Juli 2016 

November 2017: Bericht von Silvia: (Un)mögliche Bildung(swege)? Nichts ist unmöglich!

Oktober 2017: Werte verbinden von Markus Hadwiger

September 2017: Alumni 1.0 – Ein Einblick in das Leben danach

August 2017: ELES – ein Ort für Machloket (Streitbarkeit)

Juli 2017: "Puzzlestücke – Wie aus einem Forschungsprojekt in der Mongolei Lebensphilosophie wurde"

Juni 2017: "Bewirb dich! - auch wenn es große Hürden zu geben scheint!"

Mai 2017: "Eine Millionen mal praktische Hilfe für Geflüchtete"

April 2017: "Ein Blick über den Tellerrand"

März 2017: "Deswegen ist es gut, FES-Stipendiat_in zu sein"

Februar 2017: "Ich studiere" klang für mich ähnlich utopisch wie "Ich fliege zum Mars".

Januar 2017: "Als Botschafter setze ich mich für mehr Chancengleichheit in der Bildung ein."

Dezember 2016: „Ein vielfältiges Netzwerk aufbauen“

November 2016: „Ich wollte mich ausprobieren“

Oktober 2016: Bericht von Amina & Corinna

September 2016: Dankbarkeit – ein Bericht von Andreas Wüst

August 2016: Vom Willkommen Heißen zum Ankommen Helfen - Das Flüchtlingslotsenprojekt „Unsere Zukunft. Mit Dir!“

Juli 2016: Denkraum und Diskursmaschine 

Juni 2016: Bericht von Lucas Uhlig

Mai 2016: Als Erster in der Familie studieren? Klar, mit einem Stipendium!

April 2016: Den Geflüchteten ein Gesicht geben

März 2016: Bericht von Franziska Pflaum

Februar 2016: Einblick des Monats

Januar 2016: Einblick des Monats

Dezember 2015: 90 Jahre, 90 Köpfe

November 2015: Große und kleine Transformationen 

Oktober 2015: Universität für Flüchtlinge

September 2015: Vereinbarkeit von Studium, Ehrenamt und Familie dank der Unterstützung durch die Rosa-Luxemburg-Stiftung

August 2015: DAS JOURNALISTISCHE FÖRDERPROGRAMM DER HANNS-SEIDEL-STIFTUNG 

Juli 2015: Willkommenskultur gegenüber Flüchtlingen.  Eine Perspektive zweier Stipendiatinnen des Avicenna-Studienwerks 

Juni 2015: Chen Jerusalem, Alumnus des Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerks über sein Studium und seine Abschlussarbeit „Cover the Body with Feelings“ 

Mai 2015: Erstes Absolventenkonzert mit Stipendiatinnen und Stipendiaten aus der Musikerförderung des Cusanuswerks

April 2015: Mitbestimmen und über den Tellerrand schauen — das Evangelische Studienwerk ermöglicht neue Perspektiven

März 2015: Den Gründergeist schon während des Studiums entdeckt

Februar 2015: Bericht von Ronny Zimmermann, Stipendiat der Journalistischen Nachwuchsförderung der Konrad-Adenauer-Stiftung

Januar 2015: Das FES-Bildungsprogramm von und für Stipendiat_innen 

Dezember 2014: Begabtenförderung der Friedrich-Naumann-Stiftung

November 2014: STUDIENSTIFTUNG ZEICHNET BESONDERES ENGAGEMENT AUS: MAXIMILIAN OEHL ERHÄLT DEN „WEITER?GEBEN!“-PREIS 2015

September 2014: Mein Weg zur Hans-Böckler-Stiftung und die Förderung der Stiftung

August 2014: Materielle und ideelle Ermöglichung zum Andersdenken mit einem Stipendium der Rosa-Luxemburg-Stiftung

Juli 2014: Kleine Klassen, echte Profis als Lehrer

Juni 2014: WEITER HORIZONT, ENGE GRENZEN? – Austausch ohne Grenzen in offenes Netzwerk als Teil der „Villigster Gemeinschaft“

Mai 2014: Bericht von Nina Schießl (Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerk) 

April 2014: Aufbrechen zu neuen Zielen. Mit den Begabtenförderwerken in die Welt. (Bericht von Maria Dillmann, Cusanuswerk)

März 2014: muslimisch – talentiert – engagiert. Avicenna-Studienwerk startet mit der ersten Bewerbungsphase

Februar 2014: "Bei der Stiftung der Deutschen Wirtschaft kommen Studierende aus allen Fachrichtungen zusammen"

Januar 2014: Studieren und Promovieren mit einem Kind oder – man mag es kaum glauben - sogar mehreren Kindern? (Bericht von Helen Schmitt-Lohmann und Laura Solzbacher, Konrad-Adenauer-Stiftung)

Dezember 2013: Ein Tag aus meinem Leben als Stipi von Tina Jung, Stipendiatin der Friedrich-Ebert-Stiftung

November 2013: Abschlussbericht von Olivia Güthling, Altstipendiatin der Friedrich Naumann-Stiftung

 

Avicenna Studienwerk
Cusanuswerk e.V.
Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerk
Evangelisches Studienwerk e.V. Villigst
Friedrich-Ebert-Stiftung
Friedrich Naumann Stiftung für die Freiheit
Hans Böckler Stiftung
Hanns Seidel Stiftung
Heinrich Böll Stiftung
Rosa Luxemburg Stiftung
Stiftung der deutschen Wirtschaft
Studienstiftung des deutschen Volkes