Matti Riedlinger über sein Stipendium bei der Hans-Böckler-Stiftung
Als ich 2015 mein Studium aufnahm, sahen mich viele meiner Freunde und Bekannten ziemlich verdutzt an. Mit 28 Jahren noch studieren, ohne Abitur, nach 11 Jahren Berufstätigkeit, 700 KM entfernt? Ja, das war es, was ich wollte - neue Perspektiven entdecken und bereits Gelerntes inhaltlich vertiefen. Durch meine langjährige ehrenamtliche Tätigkeit in betrieblichen Gremien und der Gewerkschaft, hatte ich auch die Möglichkeit, mich für ein Stipendium bei der Hans-Böckler-Stiftung zu bewerben.
Mit der Zusage der Stiftung in der Tasche, machte ich mich auf den Weg nach Hamburg, um dort mein Bachelorstudium am Fachbereich Sozialökonomie der UHH aufzunehmen. Doch es sollte nicht bei einem "einfachen" Stipendium bleiben. Schnell begriff ich, dass die Stiftung viel mehr zu bieten hat. Während meines Studiums absolvierte ich bisher zwei Praktika. Gefördert wurde das Ganze durch die Hans-Böckler-Stiftung. Dadurch wird nicht nur möglich, neue Erfahrungen zu sammeln, sondern zugleich auch etwas hinzuzuverdienen. Außerdem wurden Fahrtkosten durch die Stiftung bezuschusst, sodass auch längere Arbeitswege möglich waren. So erhielt ich die Möglichkeit in unterschiedlichen Standorten zu arbeiten, welche sich wiederum durch unterschiedliche Handlungsfelder auszeichneten. Auch am Seminarprogramm der Stiftung nahm ich teil. Wann hat man schließlich schon mal die Möglichkeit "hinter die Kulissen der NRW Landespolitik" (Silicon Valley in NRW? Digitalisierung als Herausforderung für moderne Wirtschaftspolitik) zu blicken?
Als ganz persönliches Highlight ist jedoch mein Auslandssemester in Shanghai herauszustellen. Die Kurse "Chinesischer Außenhandel", "Der soziale Wandel Chinas" und "Interkulturelle Businesskommunikation" ließen sich im Reich der Mitte direkt mit persönlichen Eindrücken und Erfahrungen verknüpfen. Daneben blieb sogar noch etwas Zeit und Taschengeld übrig, um den Norden ?? (Zh?ngguó: China) mit der Bahn zu entdecken. In den 3,5 Monaten in Fernost habe ich nicht nur viel über die Menschen in China gelernt, sondern hatte auch die Möglichkeit, meine eigenen Denkmuster an manchen Stellen zu hinterfragen. Das Gefühl, mit einem erweiterten Blickfeld zurück zukommen, ist wirklich unbeschreiblich und kann mir nicht mehr genommen werden. Umso dankbarer bin ich, dass es Institutionen wie die Hans-Böckler-Stiftung gibt. Ich kann mit Fug und Recht behaupten, dass das Stipendium mein Leben verändert hat. Ein Stipendium ist für mich viel mehr als eine "einfache" Unterstützung, es eröffnet neue Horizonte, die ich ohne die Förderung durch die Stiftung nie entdeckt hätte.
Zur Person:
Matti Riedlinger, 30 Jahre
HBS-Stipendiat seit April 2015
Hochschulzugang durch berufliche Qualifikation (ohne Abitur)
B.A. Sozialökonomie an der Universität Hamburg (Abschluss am 30.03.2018 > anschließend Wirtschaftsrecht LL.M. an der TH Nürnberg)
IG Metall Mitglied
Vorher: 11 Jahre bei OSRAM GmbH Augsburg, u.a. als freigestellter Betriebsrat