Sobald du Stipendiatin oder Stipendiat bei uns bist, steht dir das volle Betreuungs- und Veranstaltungsprogramm zur Verfügung. Es hat bei jedem Werk andere Schwerpunkte, die auf unseren unterschiedlichen weltanschaulichen Ausrichtungen und Zielsetzungen basieren. Dennoch gibt es auch hier eine Reihe von Gemeinsamkeiten!
Seit mehr als zehn Jahren gibt es im Cusanuswerk einen eigenen Förderzweig für Studierende an Musikhochschulen. Am 24. April 2015 fand im Kammermusiksaal des Beethoven-Hauses, Bonn, das erste Absolventenkonzert statt, in dessen Rahmen der Förderpreis der Hauck & Aufhäuser Kulturstiftung verliehen wurde. Die Preisträgerin Magdalena Hoffmann (Harfe) erzählt vom Tag des Konzerts und von ihrer Zeit im Cusanuswerk.
Die Atmosphäre während der gemeinsamen Proben am Tag des Konzerts war für mich und, soweit ich es sehen konnte, auch für die anderen hervorragend. Ich habe mich sehr auf dieses Konzert gefreut und es wirklich nicht so sehr als Wettbewerb wahrgenommen wie als Gelegenheit, wunderbare Musik mit wunderbaren Musikern in einem sehr schönen Saal zu spielen. Einige Absolventen kannte ich schon und freute mich sehr auf ein Wiedersehen, und ich war neugierig, die anderen kennenzulernen.
Während des Durchlaufs konnte ich dann auch die musikalischen Beiträge der anderen hören und es war ein wahrer Genuss – einmal mehr wurde klar, was für tolle Persönlichkeiten durch das Cusanuswerk miteinander verbunden werden. Natürlich wurden wir gegen Abend etwas nervös, aber für mich war es wirklich nur die positive Nervosität, die zu einem guten Auftritt dazugehört, und es kam mir nie in den Sinn, die Mit-Cusaner um mich herum als Konkurrenten zu sehen.
All dies kann ich nur auf den Geist des Cusanuswerks zurückführen, den ich immer enorm geschätzt habe und der mich sehr geprägt hat: Alle, die ich je im Cusanuswerk getroffen habe, waren zwar ganz unterschiedliche Menschen und Persönlichkeiten, wurden aber verbunden durch eine beeindruckende Offenheit, Leidenschaft, Diskussionsbereitschaft und Neugier gegenüber Anderem und Neuem und natürlich durch die bewusste und auch kritische Auseinandersetzung mit dem Glauben.
Gerade als Musiker versinkt man leicht in seiner Welt, und es ist sehr wichtig, dass man den Blick ab und zu nach außen richtet und sich mit Menschen aus ganz anderen Bereichen beschäftigt. Insofern habe ich dem Cusanuswerk sehr viel in meiner künstlerischen Entwicklung zu verdanken; ich denke, ein Musiker kann nur vielseitig, farbig und mitreißend in seinem Spiel sein, wenn er auch vielseitige Erfahrungen und Begegnungen im Leben gemacht hat. Mindestens genauso wichtig ist dies auch für die Entwicklung als Mensch, besonders in einer Zeit, in der die Selbstentfaltung oft ohne gesellschaftlichen Bezug gedacht wird. Durch die Verbindung von Gemeinschaft und Offenheit, wie sie im Cusanuswerk spürbar ist, kann sich das Individuum letztlich viel besser entwickeln als bei ständiger Selbstbetrachtung und im ehrgeizigen Formen des idealen eigenen Charakters.
In der Zukunft der Musikwelt, so wie ich sie sehe, ist viel Initiative und Kreativität zur Entwicklung von neuen Ideen und Konzepten gefragt, und dabei ist die Unterstützung eines Bildungsprogramms wie dem des Cusanuswerks äußerst wertvoll. Im letzten Sommer habe ich ein (Kinder-)Theaterkonzert entwickelt, das die „Odyssee“ zur Vorlage nimmt und dadurch drei Elemente verbindet: die Literatur, die Musik und das Theater; dies war für mich ein erster Schritt in eine neue Richtung und dank des Erfolgs, den das Projekt hatte, ein Anstoß, weiter in dieser Art zu arbeiten und neue Konzepte zu finden.
Die (Alt-)Cusaner, die ich anlässlich des Bonner Konzertes (wieder-)treffen durfte, haben mich sehr inspiriert, auch in Kooperation mit ihnen etwas Gemeinsames aufzubauen, und ich denke, dass sich viele interessante Projekte aus diesen Verbindungen entwickeln können. Schon während ich diese Worte schreibe, packt mich eine körperlich spürbare Abenteuerlust und die Freude auf zukünftige spannende und mitreißende Ideen!
Allen, die überlegen, ob sie sich bei einem der Förderwerke bewerben sollen, möchte ich diese Eindrücke mit auf den Weg geben. Wer sich mit Leidenschaft für seinen eigenen Weg einsetzt und gleichzeitig gespannt darauf ist, die Begeisterung anderer aufzunehmen, ist hier an der richtigen Adresse!
Magdalena Hoffmann war von 2010 bis 2014 Stipendiatin in der Musikerförderung des Cusanuswerks. 2013 schloss sie den Bachelor bei FabianaTrani an der Robert Schumann Hochschule Düsseldorf ab; ein Auslandsjahr führte sie an die Royal Academy of Music London. Sie war Stipendiatin des Vereins „Yehudi Menuhin Live Music Now". U.a. gewann sie den Ersten Preis beim internationalen Concours Français de la Harpe. Seit 2014 ist sie Solo-Harfenistin des Tiroler Symphonieorchesters Innsbruck.
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