Ich bin eine junge, aufgeschlossene und liberal denkende Frau und derzeit promoviere ich am Fachbereich Rechtswissenschaft der J.W. Goethe-Universität Frankfurt. In meiner Dissertation geht es primär um das Thema des sozialen Unternehmertums und seiner Finanzierungsmöglichkeiten. Neben der Promotion schaue ich gerne „über Tellerrand hinaus“ und absolviere beispielsweise eine Weiterbildung an der European Academy of Diplomacy und arbeite nebenbei als Fitness Trainerin. Als die wichtigsten Leitmotive meines persönlichen sowie beruflichen Werdegangs betrachte ich die Freiheit und Selbstbestimmung, sodass ich mich sehr freue, dass meine Promotion durch die Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit (FNF) gefördert wird. Diese unterstützt mich nicht nur finanziell, sondern wurde durch das breite Angebot an Aktivitäten und ihr stipendiatisches Netzwerk auch zum festen Bestandteil meines Lebens und trug maßgeblich zu meinem Erfolg und persönlicher Entwicklung in den letzten Jahren bei.
Meine akademische Laufbahn in Deutschland begann vor etwa zehn Jahren, als ich von meiner Heimat Slowakei nach Deutschland mit nichts mehr außer dem Wunsch kam, etwas in meinem Leben zu erreichen. Damals schien mir bereits der Traum von einem Studienabschluss kaum realisierbar, geschweige denn eine Promotion. Wie viele andere junge Menschen, die nach Deutschland zum Studium kommen, musste ich mit verschiedenen Problemen kämpfen und mich erstmal allein finanzieren. Durch viel Fleiß ist es mir gelungen, das juristische Studium im Jahr 2015 mit Prädikat abzuschließen. Dieses unerwartete Ergebnis führte zu meiner Entscheidung für die Promotion und auf der Suche nach einem Stipendium standen für mich vorrangig finanzielle Aspekte im Vordergrund. In dieser Zeit konnte ich noch nicht ahnen, in welche Richtung sich mein Leben entwickeln wird, als ich nach Einreichung meiner Bewerbung einen positiven Bescheid von der FNF in den Händen hielt.
Nach fünf Jahren mühsamer und anstrengender Arbeit bedeutete das Stipendium für mich erstmal mehr Freiraum für mich und ich nutzte diesen als eine Phase der Selbstfindung. Aufgrund meines internationalen Hintergrunds und meines Interesses für internationale und gesellschaftliche Fragestellungen habe ich beispielsweise zusätzlich Internationales Recht (Magister Juris Internationalis) und Romanische Literatur- und Kulturwissenschaft (Master of Arts) studiert. Da ich ein spanisches Abitur habe und bereits in mehreren lateinamerikanischen Ländern gearbeitet habe, lag in beiden Studiengängen mein Schwerpunkt auf Lateinamerika; in meiner Magisterarbeit untersuchte ich den Friedensprozess in Kolumbien und in meiner Masterarbeit beschäftigte ich mich mit der zeitgenössischen kubanischen Filmkunst. Dank dieser Richtung engagierte ich mich ehrenamtlich in der Arbeitsgemeinschaft Deutsche Lateinamerikaforschung (ADLAF) und wurde als Sprecherin der Nachwuchsgruppe dieses Vereins gewählt. Dabei wurde ich weiterhin von der Stiftung unterstützt und im Rahmen der stipendiatischen Eigeninitiative durfte ich mich an der Organisation einer gemeinsamen Veranstaltung der ADLAF und der FNF mit dem Titel „Soziale Bewegungen und ihre Medien in Lateinamerika“ beteiligen. Neben der Realisierung wissenschaftlichen Projekte wurde mir klar, dass ich auch gesellschaftlich etwas zurückgeben muss und die dank des Stipendiums gewonnene Zeit nutzte ich, um mich ehrenamtlich als Mentorin in einem Willkommensprogramm für Flüchtlinge an der J.W. Goethe-Universität zu engagieren und jungen Menschen in einer schwierigen Lebenslage eine Perspektive aufzuzeigen.
Wie meine Persönlichkeit reifte mit der Zeit auch mein Promotionsvorhaben und so habe ich mein Thema mehrfach angepasst, bis ich endlich zufrieden war und für meine Dissertation starke Leidenschaft entwickeln konnte. Im Rahmen meiner Promotion untersuche ich die Frage, ob marktorientierte Lösungsansätze grundsätzlich geeignet sind, zur Lösung der diversen sozialen und ökologischen Probleme der heutigen Gesellschaft beizutragen. Die Marktwirtschaft geriet während der Finanz- und Wirtschaftskrise zunehmen in der Kritik der Öffentlichkeit und aus der Politik, wissenschaftlichen Kreisen und weiten Teilen der Zivilgesellschaft sind Stimmen zu hören, welche das Marktsystem und sein Streben nach Gewinnmaximierung für soziale Ungerechtigkeit und Zerstörung unseres Planeten verantwortlich machen. Somit gewinnt die Frage nach einer optimalen Gestaltung eines gerechten und gleichzeitig effektiven Wirtschaftssystems gewann immer mehr an Bedeutung.
Einen Versuch zur Vereinigung der wirtschaftlichen Freiheit mit sozialen Aspekten stellte das Konzept der sozialen Marktwirtschaft dar, doch diese für die Nachkriegszeit konzipierte Wirtschaftsordnung scheint heute nur wenig zur Lösung der brennendsten sozialen und ökologischen Probleme beitragen zu können. In meiner Dissertation wird die Ansicht vertreten, dass das größte Versäumnis der sozialen Marktwirtschaft die Missachtung der enormen sowohl wirtschaftlichen als auch gesellschaftlichen Rolle der Unternehmen betrachtet werden kann, da diese zweifelsohne zu den wichtigsten Marktteilnehmern gehören. Aus diesem Grund stellt ihre Integration in die die Wirtschaftsordnung der sozialen Marktwirtschaft einen notwendigen Schritt der Modernisierung. Insbesondere das soziale Unternehmertum hat ein großes Potential, welches bei gleichzeitiger Schaffung entsprechender Rahmenbedingungen durch den Staat und ausreichende Finanzierungsmöglichkeiten positive soziale Wirkungen erzielen kann. Aus diesem Grund untersuche ich den Rechtsrahmen für soziales Unternehmertum in der EU und Ziel meiner Doktorarbeit, welche voraussichtlich in diesem Jahr beendet wird, ist die Erarbeitung konkreter Vorschläge auf der Ebene der Legislative.
Meine bisherigen Leistungen und mein persönlicher Werdegang wurden vor kurzem mit dem Preis „Herausragende Persönlichkeit mit Migrationshintergrund“ durch den Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt gewürdigt. Dieser bestätigte mich darin, dass es sich lohnt, an der Verwirklichung meiner Träume zu arbeiten und die Freiheit als einen im Zusammenhang mit der Selbstverantwortung stehenden Begriff zu verstehen. Nach drei Jahren als Stipendiatin der FNF geht nun mein Förderungszeitraum zu Ende, doch das bestehende Netzwerk mit Menschen, die für mich wie zum Teil meiner Familie wurden und mich auf meinem Weg begleitet haben, bleibt bestehen und ich bin sehr dankbar, dass ich dank des Stipendiums eine echte Chance bekommen habe, sowohl akademisch als auch persönlich zu wachsen. Nun fühle ich mich bereit, die neuen Herausforderungen, welche auf mich nach der Beendigung meiner Promotion warten, anzunehmen und freue mich schon auf die neuen Erfahrungen auf dem Weg zu einem selbstbestimmten Leben.