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© Heidi Scherm. Quelle: sdw
© Heidi Scherm. Quelle: sdw

Einblick des Monats Januar 2022

Kübranur Binek: „Gemeinsam und vielfältig sind wir stark!“ - Stipendiatin des Avicenna-Studienwerks

 

Kübranur Binek ist 22 Jahre alt und studiert in Münster Jura.  Seit 2019 ist sie Stipendiatin des Avicenna-Studienwerks.  © Foto: Inci Sen

„Auf das Avicenna-Studienwerk bin ich zunächst durch Bekannte sowie Kommiliton:innen aufmerksam geworden. Ihnen bin ich sehr dankbar, denn zuvor kannte ich Avicenna nicht. Ich bin die Älteste von drei blinden Geschwistern und befand mich damals im ersten Semester. Gerade hatte ich das Abitur an einem Regelgymnasium absolviert und war für das Studium in ein Studentenwohnheim gezogen, das eine gute Stunde von meinem Elternhaus entfernt ist. Der Umzug bedeutete für mich, dass ich mich an ein ganz neues Umfeld gewöhnen musste. In der Anfangsphase meines Studiums erhielt ich leider keine Unterstützung wie beispielsweise durch eine Studienassistenz oder ein Orientierungstraining für Menschen mit Sehbehinderung, sodass meine Familie und ich auf uns selbst gestellt waren. Es war keine einfache Phase für uns. Meine Eltern und Geschwister haben aber alles dafür getan, mich in dieser Zeit zu unterstützen, weshalb ich ihnen sehr dankbar bin. Dadurch gelang es mir trotz anfänglicher Schwierigkeiten, nicht nur das Semester erfolgreich abzuschließen, sondern auch mein Ehrenamt fortzuführen. Auf den mehrfachen Vorschlag hin, mich bei Avicenna zu bewerben, erkundigte ich mich auf der Webseite und sah mir einige Videos an, um mir ein näheres Bild vom Studienwerk zu machen. Der erste Eindruck war sehr positiv: Es spiegelte sich eine wundervolle Atmosphäre wider. Ich war sowohl von der stipendiatischen Gemeinschaft als auch den gemeinsamen Projekten sehr angetan, sodass ich den Wunsch verspürte, ebenfalls Teil der Avicenna-Familie zu werden.

Während der Bewerbungsphase konnte ich die Bewerberhotline anrufen und meine offenen Fragen klären. Die telefonische Beratung verlief sehr freundlich und aufschlussreich. Im Anschluss an die Bewerbung erhielt ich die Einladung zum Vorstellungsgespräch. Es handelte sich um mein erstes Bewerbungsgespräch bei einem Begabtenförderungswerk. Dementsprechend war ich zu Beginn leicht angespannt. Die Nervosität verschwand jedoch schon beim herzlichen Empfang. Auch das in der Kommission sitzende Team war sehr nett und äußerst positiv gestimmt. Nach der Zusage erhielt ich die Möglichkeit, bei den Willkommenstagen in Münster das Studienwerk und meine Mitstipendiat:innen über ein Wochenende hinweg näher kennenzulernen. Die ersten Kontakte waren erfolgreich geknüpft.

Bei Avicenna bin ich auf sehr viele begabte, motivierte und engagierte Studierende verschiedenster Fachrichtungen aus ganz Deutschland getroffen. Ich bin wirklich jedes Mal aufs Neue von dem Austausch inspiriert und bekomme die gemeinschaftliche Atmosphäre immer wieder zu spüren. Nicht nur innerhalb des Studienwerkes, sondern auch außerhalb bleiben wir mit den Stipendiat:innen stets in Kontakt und unterstützen uns gegenseitig. Wir nehmen an regelmäßigen Regionalgruppentreffen teil, für die wir monatlich zusammenkommen und uns über ausgewählte Themen austauschen. Für die fachliche Förderung gehören wir entsprechend unseres Studienfachs Arbeitsgruppen (AG) an. So erhalte ich z.B. in der AG Jura die Möglichkeit, gemeinsam mit anderen Stipendiat:innen Ideenkonzepte für das Ideelle Förderprogramm zu erstellen und diese umzusetzen. Für mich ist dabei insbesondere bereichernd, dass wir fachliche Themen wie die juristische Normenlehre auch im Kontext der Religion beleuchten und so der Bezug zum Islam gegeben ist. Avicenna bietet auch fächerübergreifende und interdisziplinäre Programme an, sodass wir über unseren eigenen Tellerrand hinausschauen können. Dies bedeutet mir sehr viel, da ich ansonsten keine Gelegenheit hätte, mich in dieser Hinsicht weiterzubilden. Zudem habe ich von einem interreligiösen Dialog unter Studierenden aus meiner Region profitiert.

Das Highlight ist das obligatorische Jahrestreffen, welches einmal pro Jahr stattfindet und bei dem alle Stipendiat:innen in schöner Umgebung zusammenkommen. Vor Beginn der Pandemie hatte ich glücklicherweise noch die Chance, das Jahrestreffen miterleben zu können. Lehrreiche Seminare, Workshops und spannende Diskussionen sowie der Austausch geprägt vom Avicenna-Spirit zeichnen das Treffen aus. Meine Motivation, mich mit neuen Themen zu beschäftigen, wurde dadurch gestärkt.

Anfang 2021 habe ich mit vier Stipendiat:innen zusammen ein dreitägiges Seminar zum Thema Inklusion durchgeführt. Dieses setzte gemeinsam mit einem weiteren Projekt zur Barrierefreiheit einen Meilenstein für die Gründung des Arbeitskreises Inklusion. Ich freue mich darüber, mit dem frisch gegründeten Team zusammenzuarbeiten und neue spannende Projekte auf die Beine zu stellen. Als muslimische Studierende mit Behinderung ist es für mich von großer Bedeutung, dass auch für uns ein Raum offensteht, um im Studienwerk für das Thema zu sensibilisieren und aufzuklären. Avicenna hat mehrere Studierende mit Behinderung aufgenommen und spiegelt unsere vielfältige Gesellschaft auch in dieser Hinsicht wider. Die Geschäftsstelle ist stets bemüht, alles so barrierefrei wie möglich zu gestalten und geht immer auf unsere individuellen Bedürfnisse ein. Für diesen rücksichtsvollen Umgang bin ich der Geschäftsstelle sehr dankbar und weiß dies zu schätzen.

Insgesamt unterstützt mich das Avicenna-Studienwerk umfassend auf meinem Bildungsweg. Stipendiatin des Avicenna-Studienwerkes zu sein, ist nicht nur ein großer Mehrwert für meine Studienphase, sondern auch gewinnbringend für meine Zukunft.

Im vergangenen Sommersemester habe ich meinen Schwerpunkt in Kriminologie und Strafrecht abgeschlossen und befinde mich aktuell in der Vorbereitungsphase für das erste Staatsexamen, sodass ich mich so langsam dem Ende meines Studiums und damit auch der prägenden Zeit bei Avicenna nähere. Dennoch möchte ich sehr gerne auch nach meinem Studium mit Avicenna in Kontakt bleiben. Umso mehr freue ich mich, dass die Verbundenheit zur Avicenna-Familie im Alumni-Netzwerk fortgelebt wird. Ob ich im Anschluss an mein Studium promoviere oder vorerst mit meinem Referendariat beginne, habe ich noch nicht endgültig entschieden. Ich möchte mich jedoch weiterhin dafür einsetzen, Brücken zu bauen und Barrieren zu beseitigen.“

 


Hier gelangt ihr zu den anderen Einblicken des Monats:

Dezember: Maxim Alexander Olijnik, Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerk

November: Anna Handler, Cusanuswerk

Oktober: Mano Barragan, Evangelisches Studienwerk Villigst

September: Bei der Stiftung der Deutschen Wirtschaft kann man die Herausforderung Unternehmertum meistern

August: Ein Beitrag von Frane Skaro, Konrad-Adenauer-Stiftung

Juli: Ein Beitrag von Pauline Redlich, Friedrich-Ebert-Stiftung

Juni: Sabine Baumgartner – Stipendiatin der Hans-Böckler-Stiftung

April: Interdisziplinäre Brücken bauen mit der Heinrich-Böll-Stiftung, ein Gespräch mit Carolin Schuster

März: Kurz-Interview Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit

Februar: Kurz-Interview Rosa-Luxemburg-Stiftung, 12.01.2021

Januar: Chamina Rietze – Stipendiatin des Journalistischen Förderprogramms der Hanns-Seidel Stiftung

Dezember: Hendrik Brecht – Stipendiat des Avicenna-Studienwerks und Student der Rechtswissenschaft

November: Anna Basina, Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerk

Oktober 2020: Marius Kulassek, Stipendiat des Cusanuswerks

September 2020: Julian Bartsch, Stipendiat des Evangelischen Studienwerks Villigst. Leben und Studieren mit Autismus

August 2020: Mission: Chancengerechtigkeit in Kindertagestätten. Mona Bannwarth, Stipendiatin der Stiftung der Deutschen Wirtschaft

Juli 2020: Steffi Heger, Promotionsstipendiatin der Konrad-Adenauer-Stiftung. Ein Gespräch über persönliche Entwicklung und den eigenen wissenschaftlichen Beitrag

Juni 2020: Interview mit Charlotte Hattendorf

Mai 2020: Vom Schlosser ins chinesische Recht

April 2020: Ein Gespräch mit Aylin Karabulut, Promotionsstipendiatin der Studienstiftung, über ihre Projekte in der Migrations- und Ungleichheitsforschung

März 2020: Amer Althiab, Stipendiat der Heinrich-Böll-Stiftung

Februar 2020: Victoria Adouvi, Stipendiatin der Friedrich-Naumann-Stiftung

Januar 2020: 20 Jahre Studienwerk RLS – 20 Jahre Kampf für die Bildungsgerechtigkeit- rebellisch- links- solidarisch

Dezember 2019: Anna Axtner-Borsutzky, Stipendiatin der Hanns-Seidel-Stiftung

November 2019: Zeynep Aydin, Stipendiatin des Avicenna-Studienwerk e.V.

Oktober 2019: Alissa Frenkel, Stipendiatin des Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerk (ELES)

September 2019: Carolin Schlüter, Stipendiatin des Cusanuswerks

August 2019: Pircivan Kalik, Stipendiat des Evangelischen Studienwerks Villigst: Die Mischung macht es aus

Juli 2019: Yagmur Özkan und Christian Serrer, Stiftung der deutschen Wirtschaft (SDW)

Juni 2019: Mit einem Stipendium der Konrad-Adenauer-Stiftung in Deutschland studieren. Ein Erfahrungsbericht von US-Amerikanerin Alex Swanson

Mai 2019: Arsdeep Kaur, Stipendiatin der Friedrich-Ebert-Stiftung

April 2019: Desiree Maier: Köchin - Abi - Archäologie

März 2019: Henning Dirks, Stipendiat der Studienstiftung

Februar 2019: Banu Çiçek Tülü, Heinrich-Böll-Stiftung

Januar: Michael Klipphahn, Promotionsstipendiat der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit seit September 2016. KUNSTGESCHICHTE, HfBK Hamburg

Dezember 2018: New York, New York - Mit dem RLS-Promotionskolleg in der Stadt, die niemals schläft. Ein Bericht von Sarah

November 2018: Schritt für Schritt über sich selbst hinauswachsen!

Oktober 2018: Aus dem Nähkästchen

September 2018: Ein Studienwerk, das einer zweiten Familie gleicht (ELES) 

August 2018: Gregor Christiansmeyer, Stipendiat des Cusanuswerks

Juli 2018: Evangelisches Studienwerk Villigst Ein Bericht von Bernhard Nemerth, Stipendiat des Evangelischen Studienwerks

Juni 2018: Ehrenamtlich bei der Feuerwehr: Porträt unseres Stipendiaten Benedikt Schinzel von der Hochschule Furtwangen 

Mai 2018: "Ein Stipendium ist ein Privileg" Ein Beitrag von Deborah Manavi

April 2018: Beitrag von Delara Burkhardt, Friedrich-Ebert-Stiftung

März 2018: Raus aus dem Betrieb - rein in die Welt

Februar 2018: Ein Porträt der Stipendiatin der Studienstiftung Silke Seibold 

Januar 2018: „Mein Kompass: Respekt, Solidarität und Toleranz!“ von Alexander Marx, Heinrich-Böll-Stiftung 

Dezember 2017: Jana Mittelstädt, Promotionsstipendiatin der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit seit Juli 2016 

November 2017: Bericht von Silvia: (Un)mögliche Bildung(swege)? Nichts ist unmöglich!

Oktober 2017: Werte verbinden von Markus Hadwiger

September 2017: Alumni 1.0 – Ein Einblick in das Leben danach

August 2017: ELES – ein Ort für Machloket (Streitbarkeit)

Juli 2017: "Puzzlestücke – Wie aus einem Forschungsprojekt in der Mongolei Lebensphilosophie wurde"

Juni 2017: "Bewirb dich! - auch wenn es große Hürden zu geben scheint!"

Mai 2017: "Eine Millionen mal praktische Hilfe für Geflüchtete"

April 2017: "Ein Blick über den Tellerrand"

März 2017: "Deswegen ist es gut, FES-Stipendiat_in zu sein"

Februar 2017: "Ich studiere" klang für mich ähnlich utopisch wie "Ich fliege zum Mars".

Januar 2017: "Als Botschafter setze ich mich für mehr Chancengleichheit in der Bildung ein."

Dezember 2016: „Ein vielfältiges Netzwerk aufbauen“

November 2016: „Ich wollte mich ausprobieren“

Oktober 2016: Bericht von Amina & Corinna

September 2016: Dankbarkeit – ein Bericht von Andreas Wüst

August 2016: Vom Willkommen Heißen zum Ankommen Helfen - Das Flüchtlingslotsenprojekt „Unsere Zukunft. Mit Dir!“

Juli 2016: Denkraum und Diskursmaschine 

Juni 2016: Bericht von Lucas Uhlig

Mai 2016: Als Erster in der Familie studieren? Klar, mit einem Stipendium!

April 2016: Den Geflüchteten ein Gesicht geben

März 2016: Bericht von Franziska Pflaum

Februar 2016: Einblick des Monats

Januar 2016: Einblick des Monats

Dezember 2015: 90 Jahre, 90 Köpfe

November 2015: Große und kleine Transformationen 

Oktober 2015: Universität für Flüchtlinge

September 2015: Vereinbarkeit von Studium, Ehrenamt und Familie dank der Unterstützung durch die Rosa-Luxemburg-Stiftung

August 2015: DAS JOURNALISTISCHE FÖRDERPROGRAMM DER HANNS-SEIDEL-STIFTUNG 

Juli 2015: Willkommenskultur gegenüber Flüchtlingen.  Eine Perspektive zweier Stipendiatinnen des Avicenna-Studienwerks 

Juni 2015: Chen Jerusalem, Alumnus des Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerks über sein Studium und seine Abschlussarbeit „Cover the Body with Feelings“ 

Mai 2015: Erstes Absolventenkonzert mit Stipendiatinnen und Stipendiaten aus der Musikerförderung des Cusanuswerks

April 2015: Mitbestimmen und über den Tellerrand schauen — das Evangelische Studienwerk ermöglicht neue Perspektiven

März 2015: Den Gründergeist schon während des Studiums entdeckt

Februar 2015: Bericht von Ronny Zimmermann, Stipendiat der Journalistischen Nachwuchsförderung der Konrad-Adenauer-Stiftung

Januar 2015: Das FES-Bildungsprogramm von und für Stipendiat_innen 

Dezember 2014: Begabtenförderung der Friedrich-Naumann-Stiftung

November 2014: STUDIENSTIFTUNG ZEICHNET BESONDERES ENGAGEMENT AUS: MAXIMILIAN OEHL ERHÄLT DEN „WEITER?GEBEN!“-PREIS 2015

September 2014: Mein Weg zur Hans-Böckler-Stiftung und die Förderung der Stiftung

August 2014: Materielle und ideelle Ermöglichung zum Andersdenken mit einem Stipendium der Rosa-Luxemburg-Stiftung

Juli 2014: Kleine Klassen, echte Profis als Lehrer

Juni 2014: WEITER HORIZONT, ENGE GRENZEN? – Austausch ohne Grenzen in offenes Netzwerk als Teil der „Villigster Gemeinschaft“

Mai 2014: Bericht von Nina Schießl (Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerk) 

April 2014: Aufbrechen zu neuen Zielen. Mit den Begabtenförderwerken in die Welt. (Bericht von Maria Dillmann, Cusanuswerk)

März 2014: muslimisch – talentiert – engagiert. Avicenna-Studienwerk startet mit der ersten Bewerbungsphase

Februar 2014: "Bei der Stiftung der Deutschen Wirtschaft kommen Studierende aus allen Fachrichtungen zusammen"

Januar 2014: Studieren und Promovieren mit einem Kind oder – man mag es kaum glauben - sogar mehreren Kindern? (Bericht von Helen Schmitt-Lohmann und Laura Solzbacher, Konrad-Adenauer-Stiftung)

Dezember 2013: Ein Tag aus meinem Leben als Stipi von Tina Jung, Stipendiatin der Friedrich-Ebert-Stiftung

November 2013: Abschlussbericht von Olivia Güthling, Altstipendiatin der Friedrich Naumann-Stiftung

 

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