Stipendium Plus
© Heidi Scherm. Quelle: sdw
© Heidi Scherm. Quelle: sdw

Einblick des Monats Juli 2020

Steffi Heger, Promotionsstipendiatin der Konrad-Adenauer-Stiftung

Ein Gespräch über persönliche Entwicklung und den eigenen wissenschaftlichen Beitrag

Liebe Steffi Heger, können Sie sich kurz vorstellen? 

Ich bin 28 Jahre alt, promoviere kooperativ in Sozialer Arbeit und Angewandter Ethik und lebe mit meinem Mann und unserer zweijährigen Tochter in Thüringen. Nach dem Abitur habe ich Soziale Arbeit in Bachelor und Master studiert und anschließend in der Jugendhilfe gearbeitet. Seit 2017 forsche ich zum Thema Achtsamkeit im Studium der Sozialen Arbeit.

Sie haben den Master abgeschlossen und sind erfolgreich ins Berufsleben gestartet. Wieso haben Sie sich dazu entschieden, doch noch einmal an die Hochschule zurückzukehren und eine Promotion zu beginnen? 

Nach dem Master bekam ich genau die Stelle angeboten, auf die ich lange hingearbeitet hatte. Ich arbeitete in einem liebenswerten und erfahrenen Team und habe Familien bei unterschiedlichsten Problemen begleitet. Gleichzeitig kam in mir immer mehr der Wunsch auf, mich weiterzubilden und mir mehr berufliche Perspektiven zu eröffnen. Als mein Professor aus dem Bachelorstudium mich dann fragte, ob ich bei ihm zum Thema Achtsamkeit promovieren möchte, ergriff ich diese Chance. Bereits in meinem Studium an der Ernst-Abbe-Hochschule Jena hatte ich das Thema kennengelernt.

Achtsamkeit in der Sozialen Arbeit ist nicht gerade ein Breitenthema. Was muss man sich unter dem Begriff Achtsamkeit vorstellen?

Wissenschaftlich betrachtet ist Achtsamkeit das bewusste Wahrnehmen des gegenwärtigen Moments, ohne dabei zu urteilen. Dies kann durch praktische Übungen, wie Achtsamkeitsmeditation oder Bewegungsübungen trainiert werden und zeigt positive Effekte, insbesondere in der Reduktion von Stress und verbesserter Konzentrationsfähigkeit.

Meine Doktorväter haben das Thüringer Modellprojekt Achtsame Hochschulen in der Digitalen Gesellschaft ins Leben gerufen und mich für das Thema begeistert. Mir war wichtig, mit meiner Forschung einen Beitrag zur Entwicklung des Studiums der Sozialen Arbeit zu leisten und so kann ich nun beides miteinander verbinden - mich weiterentwickeln in der Forschung und einen nachhaltigen Beitrag in dem Fach leisten.

Was macht Ihre Forschung aus?

In meiner Arbeit untersuche ich Innovationsprojekte, die Achtsamkeit über mehrere Jahre ins Curriculum der Sozialen Arbeit implementiert haben. Ich finde es sehr wichtig, dass Achtsamkeit als Kulturtechnik zunehmend Eingang in Bildung sowie in pädagogische Diskurse findet.

Warum haben Sie sich für den Weg entschieden, mit Hilfe eines Stipendiums der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) zu promovieren?

Auf die Idee, mit Stipendium zu studieren, hat mich mein Doktorvater gebracht. Zudem hat er mich auch bei der Bewerbung unterstützt. Ich habe mich dann für die KAS entschieden, weil ich die christlich-demokratischen Werte teile. Zudem bietet mir die KAS neben der finanziellen Förderung ein hervorragendes Netzwerk sowie persönliche Betreuung. Besonders wichtig war mir auch, eine familienfreundliche Stiftung zu finden, in der ich mich mit meinem Engagement einbringen kann. 

Hat Ihnen das Netzwerk auch Mehrwert für Ihre Arbeit liefern können?

Da ich im Bereich der Hochschullehre forsche, gebe ich als Dozentin Seminare für Studierende. Dafür ist der Input aus den KAS-Veranstaltungen sehr hilfreich, denn die vielseitigen Kontakte und der Austausch geben immer neue Impulse für meine Lehrveranstaltungen.

Ein Seminar zu Achtsamkeit gab es bisher bei der KAS noch nicht, aber im regen Austausch mit Konstipendiatinnen und Konstipendiaten sowie durch den Input der vielen inhaltlichen Netzwerke und durch die Altstipendiatinnen und Altstipendiaten kann ich sicherlich noch mehr Menschen für das Thema begeistern.

Sie haben zu Beginn Ihrer Promotion eine Tochter bekommen. Für viele ist das ein Grund, das Studium erst mal zu pausieren. Was motiviert Sie, dennoch am Ball zu bleiben und was sind Ihre Erfahrungen bei einer Promotion mit Kind?

Die Arbeit an meiner Promotion kann ich mir, anders als in jedem anderen Job in meinem Berufsfeld, völlig frei einteilen. Diese Flexibilität, kombiniert mit der großen Unterstützung meines Mannes und meiner Eltern, sind für mich die Eckpfeiler eines harmonischen Familien- und Arbeitsalltags. Besonders hilfreich bei der Promotion mit Kind ist auch die finanzielle Förderung durch die KAS im Mutterschutz. Außerdem hat die KAS ein Elternnetzwerk und es ist möglich, Kinder sowie eine Begleitperson mit zu Seminaren zu nehmen.

Corona hat die Situation für viele Eltern zusätzlich verkompliziert. Wie haben Sie sich arrangiert?

Da ich nicht in meinem Hochschulort lebe, sondern fern promoviere, waren wir gewohnt, häufig unterwegs zu sein. Meine Tochter, samt Papa oder Oma, habe ich immer zu allem Kongressen und Seminaren mitgenommen. Durch Corona verzögert sich zwar mein Zeitplan, aber mein Alltag ist ruhiger geworden. Ich profitiere davon, dass viele Veranstaltungen jetzt online angeboten werden und ich Fahrtwege spare. Anders als viele, die jetzt pandemiebedingt im Homeoffice arbeiten, hatte ich schon vorher viel Erfahrung mit flexibler Arbeitseinteilung, Organisation und Selbstmotivation am heimischen PC gesammelt. Der persönliche Austausch ist zwar oftmals nicht zu ersetzen, aber es freut mich, dass digitale Seminarformen nun auch bei der KAS etabliert werden.

Was würden Sie potenziellen Bewerberinnen und Bewerbern raten?

Trotz sehr guter Leistungen und ehrenamtlichen Engagements habe ich mich im Bachelor und Masterstudium nicht für ein Stipendium beworben, weil ich dachte nicht herausragend genug zu sein. Als ich schwanger und mit großem Babybauch zur KAS Auswahltagung nach St. Augustin gefahren bin, habe ich nicht geglaubt, ein paar Wochen später eine Zusage in der Post zu finden. Tatsächlich zählt nicht bloß allein die Leistung, sondern eben auch Engagement und Persönlichkeit. Rückblickend hätte ich mich gern schon früher beworben und kann somit nur jeder und jedem raten: Probiert es!


Hier gelangt ihr zu den anderen Einblicken des Monats:

Juni 2020: Interview mit Charlotte Hattendorf

Mai 2020: Vom Schlosser ins chinesische Recht

April 2020: Ein Gespräch mit Aylin Karabulut, Promotionsstipendiatin der Studienstiftung, über ihre Projekte in der Migrations- und Ungleichheitsforschung

März 2020: Amer Althiab, Stipendiat der Heinrich-Böll-Stiftung

Februar 2020: Victoria Adouvi, Stipendiatin der Friedrich-Naumann-Stiftung

Januar 2020: 20 Jahre Studienwerk RLS – 20 Jahre Kampf für die Bildungsgerechtigkeit- rebellisch- links- solidarisch

Dezember 2019: Anna Axtner-Borsutzky, Stipendiatin der Hanns-Seidel-Stiftung

November 2019: Zeynep Aydin, Stipendiatin des Avicenna-Studienwerk e.V.

Oktober 2019: Alissa Frenkel, Stipendiatin des Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerk (ELES)

September 2019: Carolin Schlüter, Stipendiatin des Cusanuswerks

August 2019: Pircivan Kalik, Stipendiat des Evangelischen Studienwerks Villigst: Die Mischung macht es aus

Juli 2019: Yagmur Özkan und Christian Serrer, Stiftung der deutschen Wirtschaft (SDW)

Juni 2019: Mit einem Stipendium der Konrad-Adenauer-Stiftung in Deutschland studieren. Ein Erfahrungsbericht von US-Amerikanerin Alex Swanson

Mai 2019: Arsdeep Kaur, Stipendiatin der Friedrich-Ebert-Stiftung

April 2019: Desiree Maier: Köchin - Abi - Archäologie

März 2019: Henning Dirks, Stipendiat der Studienstiftung

Februar 2019: Banu Çiçek Tülü, Heinrich-Böll-Stiftung

Januar: Michael Klipphahn, Promotionsstipendiat der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit seit September 2016. KUNSTGESCHICHTE, HfBK Hamburg

Dezember 2018: New York, New York - Mit dem RLS-Promotionskolleg in der Stadt, die niemals schläft. Ein Bericht von Sarah

November 2018: Schritt für Schritt über sich selbst hinauswachsen!

Oktober 2018: Aus dem Nähkästchen

September 2018: Ein Studienwerk, das einer zweiten Familie gleicht (ELES) 

August 2018: Gregor Christiansmeyer, Stipendiat des Cusanuswerks

Juli 2018: Evangelisches Studienwerk Villigst Ein Bericht von Bernhard Nemerth, Stipendiat des Evangelischen Studienwerks

Juni 2018: Ehrenamtlich bei der Feuerwehr: Porträt unseres Stipendiaten Benedikt Schinzel von der Hochschule Furtwangen 

Mai 2018: "Ein Stipendium ist ein Privileg" Ein Beitrag von Deborah Manavi

April 2018: Beitrag von Delara Burkhardt, Friedrich-Ebert-Stiftung

März 2018: Raus aus dem Betrieb - rein in die Welt

Februar 2018: Ein Porträt der Stipendiatin der Studienstiftung Silke Seibold 

Januar 2018: „Mein Kompass: Respekt, Solidarität und Toleranz!“ von Alexander Marx, Heinrich-Böll-Stiftung 

Dezember 2017: Jana Mittelstädt, Promotionsstipendiatin der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit seit Juli 2016 

November 2017: Bericht von Silvia: (Un)mögliche Bildung(swege)? Nichts ist unmöglich!

Oktober 2017: Werte verbinden von Markus Hadwiger

September 2017: Alumni 1.0 – Ein Einblick in das Leben danach

August 2017: ELES – ein Ort für Machloket (Streitbarkeit)

Juli 2017: "Puzzlestücke – Wie aus einem Forschungsprojekt in der Mongolei Lebensphilosophie wurde"

Juni 2017: "Bewirb dich! - auch wenn es große Hürden zu geben scheint!"

Mai 2017: "Eine Millionen mal praktische Hilfe für Geflüchtete"

April 2017: "Ein Blick über den Tellerrand"

März 2017: "Deswegen ist es gut, FES-Stipendiat_in zu sein"

Februar 2017: "Ich studiere" klang für mich ähnlich utopisch wie "Ich fliege zum Mars".

Januar 2017: "Als Botschafter setze ich mich für mehr Chancengleichheit in der Bildung ein."

Dezember 2016: „Ein vielfältiges Netzwerk aufbauen“

November 2016: „Ich wollte mich ausprobieren“

Oktober 2016: Bericht von Amina & Corinna

September 2016: Dankbarkeit – ein Bericht von Andreas Wüst

August 2016: Vom Willkommen Heißen zum Ankommen Helfen - Das Flüchtlingslotsenprojekt „Unsere Zukunft. Mit Dir!“

Juli 2016: Denkraum und Diskursmaschine 

Juni 2016: Bericht von Lucas Uhlig

Mai 2016: Als Erster in der Familie studieren? Klar, mit einem Stipendium!

April 2016: Den Geflüchteten ein Gesicht geben

März 2016: Bericht von Franziska Pflaum

Februar 2016: Einblick des Monats

Januar 2016: Einblick des Monats

Dezember 2015: 90 Jahre, 90 Köpfe

November 2015: Große und kleine Transformationen 

Oktober 2015: Universität für Flüchtlinge

September 2015: Vereinbarkeit von Studium, Ehrenamt und Familie dank der Unterstützung durch die Rosa-Luxemburg-Stiftung

August 2015: DAS JOURNALISTISCHE FÖRDERPROGRAMM DER HANNS-SEIDEL-STIFTUNG 

Juli 2015: Willkommenskultur gegenüber Flüchtlingen.  Eine Perspektive zweier Stipendiatinnen des Avicenna-Studienwerks 

Juni 2015: Chen Jerusalem, Alumnus des Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerks über sein Studium und seine Abschlussarbeit „Cover the Body with Feelings“ 

Mai 2015: Erstes Absolventenkonzert mit Stipendiatinnen und Stipendiaten aus der Musikerförderung des Cusanuswerks

April 2015: Mitbestimmen und über den Tellerrand schauen — das Evangelische Studienwerk ermöglicht neue Perspektiven

März 2015: Den Gründergeist schon während des Studiums entdeckt

Februar 2015: Bericht von Ronny Zimmermann, Stipendiat der Journalistischen Nachwuchsförderung der Konrad-Adenauer-Stiftung

Januar 2015: Das FES-Bildungsprogramm von und für Stipendiat_innen 

Dezember 2014: Begabtenförderung der Friedrich-Naumann-Stiftung

November 2014: STUDIENSTIFTUNG ZEICHNET BESONDERES ENGAGEMENT AUS: MAXIMILIAN OEHL ERHÄLT DEN „WEITER?GEBEN!“-PREIS 2015

September 2014: Mein Weg zur Hans-Böckler-Stiftung und die Förderung der Stiftung

August 2014: Materielle und ideelle Ermöglichung zum Andersdenken mit einem Stipendium der Rosa-Luxemburg-Stiftung

Juli 2014: Kleine Klassen, echte Profis als Lehrer

Juni 2014: WEITER HORIZONT, ENGE GRENZEN? – Austausch ohne Grenzen in offenes Netzwerk als Teil der „Villigster Gemeinschaft“

Mai 2014: Bericht von Nina Schießl (Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerk) 

April 2014: Aufbrechen zu neuen Zielen. Mit den Begabtenförderwerken in die Welt. (Bericht von Maria Dillmann, Cusanuswerk)

März 2014: muslimisch – talentiert – engagiert. Avicenna-Studienwerk startet mit der ersten Bewerbungsphase

Februar 2014: "Bei der Stiftung der Deutschen Wirtschaft kommen Studierende aus allen Fachrichtungen zusammen"

Januar 2014: Studieren und Promovieren mit einem Kind oder – man mag es kaum glauben - sogar mehreren Kindern? (Bericht von Helen Schmitt-Lohmann und Laura Solzbacher, Konrad-Adenauer-Stiftung)

Dezember 2013: Ein Tag aus meinem Leben als Stipi von Tina Jung, Stipendiatin der Friedrich-Ebert-Stiftung

November 2013: Abschlussbericht von Olivia Güthling, Altstipendiatin der Friedrich Naumann-Stiftung

 

Avicenna Studienwerk
Cusanuswerk e.V.
Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerk
Evangelisches Studienwerk e.V. Villigst
Friedrich-Ebert-Stiftung
Friedrich Naumann Stiftung für die Freiheit
Hans Böckler Stiftung
Hanns Seidel Stiftung
Heinrich Böll Stiftung
Rosa Luxemburg Stiftung
Stiftung der deutschen Wirtschaft
Studienstiftung des deutschen Volkes