Charlotte, könntest du dich kurz vorstellen?
Ich bin 24 Jahre alt und studiere Literarisches Schreiben und Lektorieren in Hildesheim, also einen eher “exotischen” Studiengang mit kreativer Ausrichtung. Im Studium schreiben wir viel und besprechen die Texte voneinander, außerdem lernen wir viel über den “Buchmarkt” und üben uns im Kulturjournalismus. Zuvor konnte ich im Bachelor Germanistik und Französisch in Dijon und Mainz studieren, das hat meine Begeisterung für deutsch- und französischsprachige Literatur, interkulturelles Lernen und wissenschaftliches Arbeiten geweckt.
Wie bist du auf die Idee gekommen, dich für ein Stipendium zu bewerben? Und warum ist es die FES geworden?
Im zweiten Studiensemester habe ich mich bei der Studienstiftung beworben und wurde dort abgelehnt, dann hat es erst einmal lange gedauert, bis ich mich wieder bei weiteren Stipendien beworben habe. Ich habe zuerst für ein Jahr das Deutschlandstipendium bekommen und mich danach der FES zugewandt. Die Werte der FES – basierend auf den Werten der Sozialen Demokratie – und die ideelle Förderung auf Augenhöhe haben mich stark angezogen. Die FES steht für mich für exzellente Betreuung und wissenschaftliche Expertise, für ein solidarisches Miteinander, in dem eine sachliche Streitkultur gepflegt wird, und für Menschen mit Visionen und vielfältigem Engagement.
Welche Chancen hat dir das Stipendium ermöglicht?
Mit dem Stipendium konnte ich zum einen meine Eltern finanziell entlasten, zum anderen bin ich nicht mehr auf einen regelmäßigen Nebenjob, der mir vielleicht keinen Spaß machen würde, angewiesen. So kann ich gelegentlich Buchrezensionen schreiben, wenn ich wirklich Lust dazu habe und habe Zeit fürs Studium und mein Engagement gewonnen.
Vor allem die ideelle Förderung mit ihrem breitgefächerten Seminarprogramm, das von Mit-Stipis gestemmt wird, hat mir die unglaubliche Chance gegeben, inspirierende Menschen aus anderen Fachbereichen kennenzulernen und mich mit verschiedensten gesellschaftlichen Themen auseinanderzusetzen.
Was würdest du potenziellen Bewerber_innen raten?
Ich würde allen Studierenden, die sich für ein Stipendium interessieren, raten, es einfach mit der Bewerbung zu probieren, sich nicht von der Absage eines Förderwerks demotivieren zu lassen und darauf zu vertrauen, dass man gut genug für ein Stipendium ist. Gerade jetzt während der Corona-Pandemie sollte niemand vor einer Bewerbung zurückschrecken.
Seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie hast du dich zusätzlich zu deinen anderen Engagements mit Online-Nachhilfe für Schüler_innen eingesetzt. Wie bist du darauf gestoßen und welche Erfahrungen machst du dabei?
Über eine Mail im Aktuelles-Verteiler der FES bin ich auf die Corona School aufmerksam geworden, habe mich dann im Internet informiert und nach der einfachen Registrierung die Sprach-Stunden mit einem 6.-Klässler aus der Nähe von Freiburg begonnen. Ich habe zu Schulzeiten schon Nachhilfe gegeben und bin begeistert von der Idee der jungen Gründer_innen der Plattform, Schüler_innen kostenlos mit den Hausaufgaben während der HomeSchooling-Zeit zu unterstützen. Mit dem Schüler treffe ich mich zwei- bis dreimal wöchentlich per Skype und wir sprechen über present perfect oder “les activités”. Als es um Bildbeschreibungen auf Englisch ging, haben wir uns gegenseitig Bilder beschrieben, einer erzählt, der andere zeichnet, und am Ende werden die Ergebnisse abgeglichen. Die Eltern des Schülers und er selbst sind sehr freundlich und zeigen ihre Dankbarkeit sogar in handgeschriebenen Briefen an mich. Als Campus Representative der Corona School für die Universität Hildesheim habe ich nun bei den Fachschaften und Studis um weitere Beteiligung geworben, da sich zur Zeit noch mehr Schüler_innen als Studierende angemeldet haben. Das Programm soll auch noch nach der vollständigen Wiederöffnung der Schulen weiterbestehen.
Was motiviert dich, gerade in dieser Zeit, weiterzumachen?
Tatsächlich haben mir die Nachhilfestunden über Corona School auch persönlich geholfen, Struktur in meinen durcheinandergewirbelten Alltag zu Corona-Zeiten zu bekommen. Es motiviert mich sehr zu hören, dass dem Schüler die Stunden weiterhelfen, dass die Sprachpraxis ihm Spaß macht und ihn für das weitere Lernen, das sich gerade an Schulen grundlegend verändert, motiviert. Da ich selbst von den Risiken des Virus nicht sehr betroffen bin und auch die Auswirkungen mich nicht grundlegend einschränken, bin ich sehr motiviert, anderen, die dieses Glück nicht haben, zu helfen.