Heinrich-Böll-Stiftung: Lieber Lamine Gassama, kannst Du ein paar Sätze zu Dir sagen?
Lamine Gassama: Ich bin Lamine Gassama, 26 Jahre alt und seit vier Jahren Stipendiat der Heinrich-Böll-Stiftung. Aktuell organisiere ich Workshops, Filmabende und Veranstaltungen für junge Erwachsene und Jugendliche rund um das Thema urbaner Tanz, meiner großen Leidenschaft. Wir sammeln dabei Spenden für gemeinnützige Organisationen, derzeit für „Deworm the World“. Diese Organisation setzt sich für globale Bildungschancen ein, indem sie kosteneffizient Entwurmungsprogramme an Schulen in Pakistan und Kenia organisiert. Die Behandlung wirkt sich über die Gesundheit hinaus auch positiv auf die spätere Lebensqualität aus.
Bildungsgerechtigkeit ist für mich ein persönliches Thema, da mein Vater aus dem Senegal nach Deutschland kam, ohne jemals das Privileg gehabt zu haben, eine Schule besuchen zu können. Das Thema Bildung wird deshalb von meinem Vater ganz großgeschrieben. Ich studiere Elektrotechnik im Master an der Technischen Universität München mit dem Schwerpunkt Erneuerbare Energien/Power Engineering. Mein Wunsch ist es, mich auf kreative und wirksame Art für die Energiewende zu engagieren.
Wie bist du zur Heinrich-Böll-Stiftung gekommen?
Während der Schulzeit habe ich mir nicht vorstellen können, irgendwann einmal ein Stipendium zu bekommen. Meine Eltern konnten mich nur bedingt unterstützen und das Thema Stipendium schien nur relevant für die typischen Klassenbesten aus akademischen Haushalten.
Als meine große Halbschwester erzählte, dass sie im Studium gefördert wird, entstand in mir der Ehrgeiz, es auch zu versuchen und mich um ein Stipendium zu bewerben. Während des Übergangs ins Gymnasium hatte ich dann das Glück, ein Schülerstipendium „Talent im Land“ der Robert Bosch Stiftung zu erhalten, welche großen Wert auf den diversen kulturellen Background ihrer Stipendiat*innen legt. Aus dieser Erfahrung nahm ich ein Selbstbewusstsein mit, mich auch im Studium für ein Stipendium zu bemühen.
Für die Heinrich-Böll-Stiftung entschied ich mich schlussendlich, weil ich zum einen die kulturelle Diversität nicht missen wollte, zum anderen weil ich mich mit den Werten der Stiftung wie Nachhaltigkeit, Antidiskriminierung und politische Teilhabe am besten identifizieren kann.
Was bedeutet das Stipendium der Heinrich-Böll-Stiftung für dich?
„Rückenwind für Talente“ – das Motto der Stiftung – fasst für mich meine Antwort gut zusammen. Zunächst ist es eine erhebliche Erleichterung, finanzielle Unterstützung zu bekommen. Dadurch habe ich genug Raum, mich voll auf mein Studium zu konzentrieren und mein Engagement neben dem Studium fortzusetzen. Außerdem fühlt sich die Unterstützung der Stiftung - sei es finanziell, sei es ideell - auch persönlich gut an, weil jemand an dich glaubt (auch dann, wenn man selbst vielleicht einmal an sich zweifelt). Dafür bin ich der Stiftung sehr dankbar.
Was heißt es für Dich, an der ideellen Förderung der Heinrich-Böll-Stiftung teilzunehmen?
Mein persönliches Highlight ist es, neue Stipendiat*innen mit sehr unterschiedlichen Lebensgeschichten kennenzulernen. Es ist ein Geschenk, mit solchen engagierten und zielstrebigen Menschen zusammengewürfelt zu werden, die viele besondere Lebenswege gegangen sind und mit denen ich die politische Richtung teile. Nach dem letzten von Stipendiat*innen selbst organisierten AG Treffen zum Thema Energiewende, an dem ich teilgenommen habe, saß ich mit eine*r Mitstipendiat*in zusammen, die ich davor noch nicht kannte. Wir haben bis spät abends eine spontane Sing/Jam Session mit ihren Eltern gestartet. Am Folgetag lernten wir einen lokalen Politiker kennen, der uns Einblicke in seine politische Arbeit mit Blick auf die Energiewende erklärte. Super spannend! Es gibt noch einiges zu lernen, dachte ich mir im Anschluss.
Hast Du einen Tipp an zukünftige Bewerber*innen?
Mein Tipp richtet sich besonders an Schüler*innen und Studierende, die in einem nicht-akademischen Umfeld groß geworden sind. Scheut euch nicht, Hilfe zu suchen! Ich selbst habe mich während einer kostenlosen Stipendienberatung informiert und dort viel Unterstützung erhalten. Ich würde mir wünschen, dass mehr Menschen die Chance bekommen, gefördert zu werden, die diesen „Rückenwind“ besonders brauchen. Seid also mutig, sucht euch Hilfe und gebt nicht auf!
Weitere Informationen
Heinrich-Böll-Stiftung