Sobald du Stipendiatin oder Stipendiat bei uns bist, steht dir das volle Betreuungs- und Veranstaltungsprogramm zur Verfügung. Es hat bei jedem Werk andere Schwerpunkte, die auf unseren unterschiedlichen weltanschaulichen Ausrichtungen und Zielsetzungen basieren. Dennoch gibt es auch hier eine Reihe von Gemeinsamkeiten!
Stipendiatin des künstlerischen Aufbaustudiums der Konrad- Adenauer- Stiftung
Ich bin Regie Meisterschülerin an der Filmakademie „Konrad Wolf“ und Stipendiatin der Konrad-Adenauer-Stiftung. Momentan arbeite ich an dem Drehbuch für meinen ersten Langspielfilm. Durch die finanzielle Förderung der KAS habe ich das immer seltener werdende Privileg, mir ausreichend Zeit für die Entwicklung des neuen Stoffes zu nehmen.
Für viele Menschen ist Film ein Unterhaltungsmedium. Ich begreife Film als Kunst. RegisseurInnen, die mich beeinflussen, haben eine eigenständige Formsprache entwickelt und versuchen in ihren Arbeiten komplexe Bedeutungszusammenhänge herzustellen. Es geht um eine kritische Auseinandersetzung mit der Welt, die uns umgibt und darum Fragen aufzuwerfen.
Oft ist die anfängliche Arbeit an einem Film wie eine Reise ohne Ziel. Man hat eine grobe Vorstellung davon, was passieren könnte und lässt sich auf die unerwarteten Wendungen ein, die das Leben parat hält. Ich recherchiere in realen Milieus und suche nach Personen und Geschichten, Orten und Eindrücken, die mich inspirieren. Die gewonnen Impressionen fließen in meine Drehbücher mit ein. Reale Beobachtungen werden fiktiv weiterentwickelt. Erst durch eine kontinuierliche Auseinandersetzung mit dem Stoff entsteht eine Narration, eine filmische Form und die Figuren werden lebendig.
Heute wird es immer schwieriger, prozesshafte Arbeitsmethoden vor Fernsehsendern und Förderstellen zu rechtfertigen. Die eingereichten Stoffe sollen möglichst stringent und für jedermann verständlich sein. Die Konrad-Adenauer-Stiftung unterstützt im Rahmen des Stipendiums für ein künstlerisches Aufbaustudium bereits fünf herangehende Filmemacher auf ihrem Weg zu einem ersten Langfilm. Durch die Förderung wurde mir die Möglichkeit eröffnet, zwei Jahre lang finanziell unabhängig an einem Drehbuch zu arbeiten. Für mich war es die wichtigste Voraussetzung, um nach einer individuellen Ausdrucksform suchen zu können und mich an ein formal wie inhaltlich anspruchsvolles Thema heranzutasten.
Ich komme ursprünglich aus Österreich und bin in Wien aufgewachsen. Was ich an meiner Heimatstadt am meisten liebe, ist die bunte Mischung meines Freundeskreises. An Orten, an denen man aufwächst, kennt man meist Menschen aus verschiedensten Milieus, Altersgruppen und Berufsfeldern. Als ich 2010 nach Berlin gezogen bin, war ich fremd hier. Die meisten meiner neuen Freunde lernte ich durch das Studium an der Filmakademie kennen. Bis vor zwei Jahren umgab ich mich fast ausschließlich mit Personen, die in kreativen Bereichen tätig sind. Seit meiner Aufnahme bei der KAS hat sich das schlagartig geändert. Hier kommen Menschen aus verschiedenen Fachrichtungen zusammen. Ich genieße den interdisziplinären Austausch und lerne sehr viel von meinen Mitstipendiaten. Die meisten sind schon in jungen Jahren erstaunlich umfangreich gebildet und können ihre Meinungen klug und überdacht äußern. Durch den kontinuierlichen Austausch entwickelt man sich weiter und wird mit Sichtweisen konfrontiert, die einen dazu veranlassen, die eigenen Standpunkte zu überdenken.
Besonders gut haben mir bisher die Seminare der KAS gefallen. Mehrere Tage lang hört man Vorträge zu einem konkreten Thema. Meistens werden die tagsüber besprochenen Inhalte bis spät in die Nacht diskutiert. Man tauscht sich aus, lernt von den anderen, versucht sich eine Meinung zu bilden und diese vor der Gruppe zu vertreten. Verschiedene Ansichten prallen aufeinander. Spätestens hier wurde mir klar, dass die KAS darum bemüht ist Menschen mit diversen gesellschaftlichen und differenzierten politischen Ansichten zusammenzuführen. Nie habe ich es erlebt, dass Äußerungen als zu subversiv abgetan wurden. Vielmehr hatte ich den Eindruck, es sei erwünscht, aus der Reihe zu tanzen und mit einem interessanten Gegenbeispiel die Diskussionen zu bereichern.
Soziales Engagement wird bei der KAS groß geschrieben. Ich arbeite an einem Projekt, das mir ganz besonders am Herzen liegt. Mit Jugendlichen aus dem Caritas Kinder- und Jugendzentrum Magdalena in Lichtenberg, Berlin, realisieren wir filmische Projekte. Es geht darum, den Jugendlichen Mut zu machen, vor der Kamera zu agieren, sich inhaltlich einzubringen und als Team an einer gemeinsamen Sache zu arbeiten. Es ist wunderschön zu sehen, wie die Teilnehmer über sich hinauswachsen und lernen, ihre individuellen Stärken einzubringen. Unser erster Film, bei dem die Kinder als Schauspieler, Drehbuchautoren und Ideengeber mitgewirkt haben, hat im Januar 2016 Premiere gefeiert. FLUSSAUFWÄRTS war ein voller Erfolg. Ein 40 Minuten langes Kinder- Splatter- Trash Movie. Jetzt planen wir ein neues Projekt. SCHLAF KINDLEIN SCHLAF ist ein Horrorfilm. In den vorbereitenden Gesprächen geht es vor allem um den Umgang mit Angst. Diesmal stehen die Jugendlichen auch hinter der Kamera und haben die Möglichkeit, in den Departments Licht, Kamera, Ton, Kostüm, Maske, Szenografie und Regie mitzuwirken.
Wenn ich in ein paar Monaten mein Meisterschülerstudium abschließe, halte ich nicht nur ein fertiges Drehbuch in Händen. Ich konnte mich durch die ideelle Förderung der KAS persönlich weiter entwickeln, habe inspirierende Menschen kennengelernt und mir Gedanken über meinen zukünftigen Werdegang gemacht. Eine gute Grundlage, um die ersten Schritte in die professionelle Welt des Films zu wagen.