Erst nach dem Fachabitur und mit der Entscheidung zum Studium befasste ich mich überhaupt mit dem, immer noch abstrakten, Thema „Stipendium“. Schließlich waren meine Eltern keine Beamten oder Akademiker mit Erfahrungen in diesen Fragen. Die Freunde bei den Jungen Liberalen überzeugten mich davon, eine Bewerbung an die Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit zu senden. Auf die motivierende Einladung zum Auswahlgespräch zur Theodor-Heuss-Akademie nach Gummersbach und ein äußerst kritisches Interview folgte eine demotivierende Absage, da ich auf der Warteliste keinen guten Platz erhielt.
Wenige Wochen später kam dann doch die Zusage und ähnlich wie zum Start des zweiten Bildungsweges stieg meine Motivation enorm. Ich wollte auch aus der „zweiten Chance“ in der Friedrich-Naumann-Stiftung das Beste herausholen. Voller Vorurteile und mit allerhand Klischees über golfspielende und segelnde Nachkömmlinge von Zahnärzten und Juristen besuchte ich die ersten politischen Seminare. Zu meiner Überraschung ist mir bis heute keines dieser Klischees unter den Stipendiaten der Stiftung begegnet. Hier trifft man in der Regel auf bodenständige, engagierte und interessierte jungen Menschen, die liberale Grundwerte teilen. Ich hoffe, dass auch nach Ende meiner Förderung von mir das Bild des umtriebigen, engagierten Stipendiaten in Erinnerung bleiben wird. Denn genau diese Aspekte der Förderung und die damit verbundene Chance der Selbstverwirklichung, mit der die Stiftung in ihrem Stipendienprogramm wirbt, wollte ich ausleben, so gut es mir möglich war.
Ich wollte mich ausprobieren, wissen wo mein Weg mich hinführt und auch etwas zurückgeben. Mit anfänglichen Startschwierigkeiten konnte ich mich doch recht schnell im Arbeitskreis Wirtschaft und Soziales engagieren. Zwar ist man mit einem Studium der Pflegewissenschaften in jedem Arbeitskreis eher ein „Exot“, doch genau diese Vielfalt ist einer der herausragenden Aspekte, um den eigenen Horizont zu erweitern. Mit diesem Ansatz versuchte ich anhand meiner Interessen und meiner Studieninhalte die Horizonte der anderen zu erweitern. So gründeten wir die stipendiatische Initiative Gesundheitspolitik, um gesundheitspolitische Fragestellungen in Seminaren und Tagesveranstaltungen zu behandeln und für Themen wie Pflege, Medizinethik, Ökonomie und viele andere Probleme im Gesundheitswesen zu sensibilisieren.
Die Begabtenförderung kann aber nicht nur zur Erweiterung des eigenen geistigen Horizontes beitragen. In den jährlichen Auslandsakademien wird der Stipendiat nicht nur als Teilnehmer gesehen, er kann zum Organisator werden und Ziele, Reiseplan und Themen mitbestimmen. Eigeninitiative und Engagement fallen hier immer auf fruchtbaren Boden und führten dazu, dass ich gemeinsam mit der Begabtenförderung, den Auslandsbüros und anderen Stipendiaten Studienakademien nach Osteuropa und ins Baltikum organisieren durfte. Zum größten Sprung, den mir die Friedrich-Naumann-Stiftung ermöglichte, setzte ich im Masterstudium an und absolvierte ein Auslandssemester in Neuseeland. Dies war natürlich nur durch die finanzielle Unterstützung realisierbar. Doch die Erfahrungen, die Erlebnisse und schließlich die Erinnerungen, welche eine Leben lang bleiben, können nicht mit Geld aufgewogen werden.
Mit einem Stipendium bei der Friedrich-Naumann-Stiftung bekommt man mehr als nur Geld. Man wird Teil einer offenen und toleranten Familie, die gern über liberale Werte in aktuellen politischen Fragestellungen ohne Denkverbote streitet. Man erhält hier die erste oder, wie in meinem Fall, die zweite Chance einen Lebensweg zu beschreiten, den man niemals erwartet hätte, sowie die Chance, sich selbstständig und frei zu verwirklichen.