Lieber Frane Skaro, warum haben Sie sich für ein Stipendium der Konrad-Adenauer- Stiftung beworben?
Ehrlich gesagt habe ich lange Zeit gar nicht gewusst, dass man sich überhaupt für Stipendien bewerben kann. Meine Eltern haben beide nicht studiert und ich habe einen Migrations- hintergrund. Ich kannte daher nicht viele Menschen in meinem Umfeld, die studiert haben. Zum Glück hat mich mein Onkel beraten und ist mit mir die Förderwerke durchgegangen. Ich habe mich dabei am meisten mit den Werten der KAS identifiziert. Der christliche Glaube spielt eine wichtige Rolle in meinem Leben. Wichtig fand ich auch das Bekenntnis zur Europäischen Union und die Idee der Sozialen Marktwirtschaft. Ich fand auch motivierend, dass wir uns bereits im Studium gesellschaftlich oder politisch einbringen können.
Hand aufs Herz: Bekommen nur Menschen mit einem Abitur von 1,0 ein Stipendium?
Gute Noten sind wichtig, aber wirklich nicht alles. Ein Freund von mir, der ebenfalls KAS- Stipendiat ist, hat sein Abitur am Abendgymnasium nachgeholt. In seinem Leben ging es bergauf und bergab, es gab einige persönliche Rückschläge. Aber er hat sich davon nicht entmutigen lassen. Er konnte im Bewerbungsgespräch gut begründen, für welche Werte er steht, warum er studieren möchte und warum er sich bei der KAS bewirbt. Ehrenamtliches Engagement, Persönlichkeit und Haltung – das alles ist auch sehr wichtig.
Welche Chancen hat Ihnen das Stipendium ermöglicht?
Man hört immer von der finanziellen Förderung, die natürlich viel Sicherheit bietet. Aber ich finde gerade die ideelle Förderung wird bei Stipendien häufig unterschätzt. Da kann man sehr viel für die eigene Entwicklung mitnehmen. Ich hatte gerade ein Seminar zum Thema „Der öffentlich-rechtliche Rundfunk im Wandel – wie die Digitalisierung die Medienlandschaft verändert“. Ich habe gelernt, wie die deutsche Medienlandschaft funktioniert und was aktuelle Herausforderungen sind. Wir konnten auch mit hochkarätigen Experten, u. a. aus dem ZDF, darüber diskutieren, welche Entwicklungen die Zukunft der Branche prägen. Beim Medientraining haben wir anschließend geübt, wie man Statements vor der Kamera gibt und Interviews meistert. Ganz nebenbei habe ich neue Freunde kennengelernt.
Senkrechtstarter ist das Studienpatenschaftsprogramm der KAS. Die ehrenamtlichen Mentorinnen und Mentoren unterstützen gezielt junge Menschen mit Zuwanderungs- geschichte sowie Erstakademikerinnen und -akademiker. Warum Sind Sie bei Senkrechtstarter aktiv?
Ich engagiere mich größtenteils aus persönlicher Betroffenheit. Bei Senkrechtstarter geht es aus meiner Sicht darum, Chancengerechtigkeit im Bildungswesen zu fördern. Ich selbst habe einen Migrationshintergrund und meine beiden Eltern haben nicht studiert. Rein statistisch spricht vieles dagegen, dass ich studiere, meinen Master verfolge und vielleicht eines Tages promoviere. Ich hatte eben das Glück, dass mein Onkel ein Mentor für mich war. Ich weiß aber, dass viele Menschen aus meinem Umkreis genau das nicht haben. Daher bin ich als Mentor bei Senkrechtstarter aktiv. Ich habe beispielsweise einen Schüler aus Berlin betreut, der viel Potenzial hat, dem aber manchmal der letzte Ruck fehlt, um sich in der Schule ganz reinzuhängen oder für ein Stipendium zu bewerben. Ich habe ihn vor allem emotional unterstützt und sein Selbstbewusstsein gestärkt. Wie mir seine Lehrerin später sagte, sei er richtig im Unterricht aufgeblüht. Das ist natürlich ein sehr schönes Ergebnis.
Wie hat sich Ihr Ehrenamt durch die Pandemie verändert?
Gerade in der Pandemie fand ich es wichtig, mich noch mehr für meine Mentees einzusetzen. Es waren ja viele Informationsmessen und Campustage ausgefallen. Senkrechtstarter hat daher die digitale Präsenz gestärkt und auch Online-Nachhilfe angeboten. Das war aus meiner Sicht ein sehr wichtiges Engagement in einer entscheidenden Zeit.
Welche Ziele haben Sie für die Zukunft?
Ich wünsche mir, dass ich nach einem erfolgreichen Masterabschluss die wirtschaftlichen Grundlagen so weit beherrsche, dass ich damit einen positiven Beitrag zur Gesellschaft leisten kann. Gerade im Bereich des Innovationsmanagements gibt es großes Potenzial, mit kreativen Ideen die Welt ein bisschen besser zu machen. Ich hoffe, das gelingt mir.
Was raten Sie potenziellen Bewerberinnen und Bewerbern?
Traut euch! Ich bin überzeugt, dass jeder einzigartige Erfahrungen gemacht hat und eine spannende Geschichte zu erzählen hat. Gerade bei den Bewerbungen geht es um die gesamte Person, nicht nur um die Noten. Engagement, Werte und Vision – das alles zählt. Man sollte sich daher vom Klischee lösen, dass nur Überflieger eine Chance hätten. Traut euch und bewerbt euch!