Sarah Langwald war von 2015 bis 2018 Stipendiatin im Promotionskolleg "Geschichte linker Politik jenseits von Sozialdemokratie und Parteikommunismus" der Rosa-Luxemburg-Stiftung. Der Arbeitstitel ihres Dissertationsvorhabens, mit dem sie am Institut für soziale Bewegungen (ISB) der Ruhr-Universität Bochum angegliedert ist, lautet "‚Mit Kommunisten leben?' - Der Streit um die politische Justiz in Westdeutschland 1945-1968" und beschäftigt sich mit Kritikern des politischen Strafrechts.
Aufregung geht häufig mit Schlaflosigkeit einher. Und aufregend war es als es Ende Februar 2018 nach New York ging - die Stadt, die niemals schläft. Aufregung war nicht allein wegen der Reise geboten, sondern weil wir diese mit unserem Promotionskolleg antraten, um bei dessen Abschlusstagung, die von der Rosa-Luxemburg-Stiftung gemeinsam mit ihrem New Yorker Büro organisiert wurde, unsere bisherigen Forschungsergebnisse vorzustellen. Dem Kolleg gehören neben mir Jule Ehms (ISB) mit einer Arbeit zum "Revolutionären Syndikalismus in der Praxis" an, in der sie sich mit der FAUD und dem Versuch syndikalistischer Betriebsarbeit in der Weimarer Republik beschäftigt, Richard Stoenescu (TU Dresden/Universität Potsdam), der sich mit dem "Syndikalismus zwischen den Weltkriegen" in den USA und Deutschland auseinandersetzt, David Bebnowski (ZZF Potsdam), der "Die Neue Linke West-Berlins" untersucht und sich dabei auf Theorie und Politik in den Zeitschriften Das Argument und Prokla konzentriert. Zudem habilitiert in diesem Rahmen Ralf Hoffrogge (ISB) zum Thema "Arbeit in der Krise", indem er gewerkschaftliche Krisendeutungen und Krisenpolitik in Deutschland und Großbritannien analysiert. Geleitet wird es von Mario Keßler (ZZF Potsdam) und Stefan Berger (ISB Bochum).
Bevor wir am zweiten Konferenztag referieren sollten, stand erstmal Ankommen auf dem Programm. Kaum war das Hotel in Manhattan erreicht, trafen wir uns, um uns auszutauschen und gegen den Jetlag anzukämpfen. Denn geschlafen werden sollte nachts, um am nächsten Tag hellwach zu sein, zur Tagungseröffnung in der New School of Social Research. Spannung war zwar dank des mit Leo Panitch (York University, Toronto), Stephanie Luce (CUNY) und Stephen Bronner (Rutgers University) besetzten Panels geboten - doch: sicher ist sicher.
Die "heiligen Hallen" der New School, der Orozco Room, zeichnet sich durch beeindruckende Wandgemälde aus, aber auch durch ein eher geringes Platzangebot bei zu großem Andrang. Dies wurde deutlich aufgrund des großen Interesses bei der Tagungseröffnung, was in Anbetracht der anregenden Keynote Leo Panitchs zur Schwäche der Sozialdemokratie in den letzten Wahlen als globalem Phänomen und des gleichzeitigen Aufstiegs rechter Parteien und Bewegungen sowie der daran anschließenden Diskussion allzu verständlich war.
Zwar war der Andrang zu unseren Vorträgen, die am Tag darauf im Büro der RLS stattfanden, geringer, doch war die Tagung durch eine gleichsam entspannte als auch anregende Atmosphäre geprägt. In ihrer Einführung betonten Katrin Schäfgen (RLS Studienwerk) und Stefan Berger die Zielsetzung des Kollegs: eine Traditionslinie innerhalb der Linken, die eben jenseits von Sozialdemokratie und Parteikommunismus liegt, zu ergründen und dabei bis dato meist marginalisierte Akteure und Organisationen in den Blick zu nehmen. Vor diesem Hintergrund folgten im Anschluss unsere Projektvorstellungen, die von Mary Nolan (NYU), Axel Fair-Schulz (SUNY Potsdam) und Oliver Schmidtke (University of Victoria, Kanada) kommentiert wurden und uns weiterführende Hinweise brachten. Nach dem Ende der Tagung und damit dem Abschluss des Kollegs war für uns KollegiatInnen klar, dass wir auch künftig miteinander in Kontakt stehen und uns austauschen werden. Der Abschluss sollte kein Abschied sein.