Vortrag „Kunst. Magie. Emoji. „Magische“ oder „verhexte“ Substanzen in der Gegenwartskunst.“ bei der Tagung „Altered States. Substanzen in Gesellschaft, Wissenschaft und Kunst“ Kunstpalais Erlangen, April 2018
Die tägliche Nähe zu den kunstbezogenen Wissenschaften bot mir glücklicherweise ein spezifisches Qualifikationsumfeld, das in seinem Umfang und in der Mischung aus Grundlagenforschung und Anwendungsbezug dem der traditionellen wissenschaftlichen Universitäten ähnelt und sich dennoch durch den unmittelbaren Bezug zur Kunst von diesem unterscheidet. Daraus resultiert eine ausgeprägte Kultur inter- und transdisziplinärer Kommunikation, die vielfältige Formate der Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Kunst, zwischen Theorie und Praxis hervorbringt.
Der erste wichtige Schritt, dieses Potential zu heben, war für mich das an mein Diplom angeschlossene Graduiertenstudium der Bildenden Kunst, welches es mir ermöglichte, über drei Jahre künstlerische Projekte weiterzuentwickeln, die sich bereits auf der Schnittstelle zu den entsprechenden Wissenschaften befanden und mich selbst währenddessen auch fachlich in die Lage zu versetzen, in der Kunsttheorie sinnvoll agieren zu können. Bei diesem Unterfangen stand mir die Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit als das Förderwerk meiner Wahl erstmals für die gesamte Zeit dieses zweiten Studienabschnittes zur Seite.
In logischer Konsequenz meiner positiven Erfahrungen in und mit der Stiftung, als Stipendiat und Altstipendiat, bewarb ich mich vor drei Jahren auch um ein Promotionsstipendium, nicht nur wissend um die Betreuung seitens der Stiftung und deren Mitarbeiter*innen, sondern auch wissend um das Netzwerk und die Förderung der Stipendiatenschaft, die Möglichkeiten der auf Partizipation angelegten Strukturen und des humanistischen Ideals eines freien Menschen, für das die Stiftung einsteht. Denn ich glaube, dass den global existierenden Widrigkeiten zum Trotz die unerschrockene und unbeirrbare intellektuelle Entschlossenheit, als Bürger*in die zwingende Wirklichkeit unseres Lebens und unserer Gesellschaften zu bestimmen, eine ausschlaggebende und notwendige Verpflichtung darstellt, die uns allen zufällt. Die Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit baut in ihrem Begabtenförderungsprogramm auf diesem ideellen Grundgedanken auf, indem sie nicht nur Eigenverantwortlichkeit und damit Mündigkeit betont, sondern ihren Stipendiat*innen tatsächlich die souveräne Ausgestaltung ihres Diskursprogrammes überlässt.
Ein persönliches Beispiel dafür ist meine Mitarbeit in der Aktivenschaft der Stiftung in der Initiative für Feminismus, die meine Mitstipendiat*innen und ich mittlerweile zur Initiative Queer_Feminismus reformiert haben – ein Projekt, das gerade in den aktuellen Debatten um Geschlechtergerechtigkeit, aber auch um das Sichtbarmachen nicht-hegemonialer Wissensproduktion und deren Akteur*innen eine Relevanz für das Bild der Stiftung als gegenwartsrelevante und zukunftsorientierte Institution hat. Den Staffelstab der Leitung der Initiative haben wir mittlerweile an andere Interessent*innen aus der Stipendiatenschaft weitergereicht.
Neben diesen, im derzeitigen gesamtgesellschaftlichen Dissens wohl noch als progressiv gelesenen Verwirklichungsformen innerhalb der Stiftung, gibt diese den Stipendiat*innen auch ganz klassische Hilfestellungen mit auf den Weg, deren Spektrum über die Doktorandenakademie, die Unterstützung bei verschiedenen Herausforderungen der wissenschaftlichen Arbeit und die Vernetzung mit Forscher*innen aus verschiedensten Disziplinen liefert, bis hin zu politisch konnotierten Veranstaltungen reicht. Erwähnenswert sind hierbei besonders die zahlreichen internationalen Kongresse, die sich beispielsweise der Frage nach Europas künftiger globaler Verantwortung für Frieden, Stabilität und Wohlstand widmen wie jüngst die Veranstaltung „Europa 1918/2018“, welche das 100 Jahre zurückliegende Ende des Ersten Weltkriegs zum Anlass genommen hat, über den Rechtsruck in Europa und den Irrglauben eines neuen Protektionismusfaibles zu debattieren.
Generell ist innerhalb der Stipendiatenschaft, aber auch seitens der Stiftung nicht die Nähe zu einem bestimmten politischen Programm ausschlaggebend für die Förderung, Vernetzung und schlicht das produktive Miteinander, für den gemeinsamen Weg innerhalb dieser die Stipendiat*innen materiell absichernden und fachlich und ideell fördernden Institution, sondern die Idee eines toleranten, offenen, selbstermächtigten und freien Geistes, der in Interaktion mit anderen tritt, wirkt und verändert. Das Schaffen autonomer Lebensbedingungen, das Zuerkennen von Handlungsfreiheit und auch das Vertrauen in meine Arbeit durch die breite Unterstützung ebendieser sind dabei die Hilfsmittel, die mir die Stiftung ganz persönlich an die Hand gegeben hat.