Den Weg an die Uni habe ich erst später als gewöhnlich eingeschlagen. Wie die meisten, die wie ich aus einer Arbeiterfamilie stammen, begann ich mit 16 Jahren eine Lehre. Ich absolvierte eine Ausbildung zur Köchin und arbeitete insgesamt 13 Jahre in diesem Beruf, der mich allerdings mit der Zeit zunehmend unzufrieden machte. Dies führte am Ende dazu, dass ich mich entschloss, das Abitur auf dem zweiten Bildungsweg nachzuholen und der Gastronomie ganz den Rücken zu kehren. Nach dem Abitur wagte ich den Schritt an die Uni. Keine Selbstverständlichkeit für Menschen aus Nicht-Akademiker-Familien. So bin auch ich die erste meiner Familie, die eine Hochschule besucht.

Ebenso wie meine zweite Schulzeit ließ auch die Bewerbung für ein Stipendium etwas auf sich warten. Obwohl ich mich als langjähriges Gewerkschaftsmitglied sofort im Profil der HBS wiedererkannte, zögerte ich lange, bis ich meine Bewerbung einreichte. Das Klischee, dass nur "Überflieger" ein Stipendium erhalten und Worte wie "Begabtenförderung" schreckten mich ab. Das Thema ließ mich dennoch nicht los und durch weitere Recherchen konnte ich diese Barriere abbauen und entschied mich meine Bewerbung einzureichen.

Kurze Zeit später wurde ich zur Stipendiatin der HBS. Mit der Aufnahme in die Studienförderung erhielt ich auch das Seminarprogramm der ideellen Förderung. Natürlich ist die finanzielle Unterstützung, die mit einem Stipendium einhergeht, sehr attraktiv; bietet sie mir doch das Fundament eines erfolgreichen Studiums. Der wahre Wert eines Stipendiums offenbart sich, wie ich finde, allerdings erst in der ideellen Förderung. Ich habe die Möglichkeit an einer Vielzahl von Seminaren zu gewerkschaftlichen und gesellschaftspolitischen Themen teilzunehmen, um meinen Horizont zu erweitern. So konnte ich an der internationalen Sommeruniversität in Israel Hebräisch lernen und hatte während eines Seminars zum Strukturwandel des Ruhrgebiets die Möglichkeit in die damals noch aktive Zeche "Prosper Haniel" unter Tage zu fahren. Dies sind nur zwei von vielen Beispielen eines großen und vielfältigen Seminarangebots.

Die HBS ermöglicht auch eigene Projekte voranzubringen und an einem großen Netzwerk teilzuhaben. Daneben bietet mir die Stiftung Orientierung in Form von Beratung und Austausch sowohl persönlich, während Seminaren oder in unseren lokalen Stipgruppen. Die Unterstützung seitens der HBS erlaubt mir, mich auch weiterhin neben meinem Studium zu engagieren. So bin ich im Frauengremium des DGB aktiv. Daneben sind es aber die Studierenden des zweiten Bildungswegs, die mir besonders am Herzen liegen. Da die HBS als einziges Studienförderwerk in Deutschland auch Stipendien zur Erlangung des (Fach)- Abiturs vergibt, möchte ich über diese Möglichkeit informieren. Dabei geht es mir vor allem darum, Barrieren, die Menschen von einer Bewerbung um ein Stipendium abhalten, abzubauen. Dabei berichte ich über meine Erfahrungen und biete Hilfe im Bewerbungsprozess an. Ich bin der Institution und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der HBS sehr dankbar für Ihre Unterstützung. Dankbar für den wertschätzenden Umgang, für Dinge, die ich erleben und Menschen, die ich treffen durfte.