Stipendium Plus
© Heidi Scherm. Quelle: sdw
© Heidi Scherm. Quelle: sdw

Einblick des Monats Januar 2020

20 Jahre Studienwerk RLS – 20 Jahre Kampf für die Bildungsgerechtigkeit- rebellisch- links- solidarisch

Am 7. November hat das Studienwerk seinen 20sten Geburtstag gefeiert. Wir haben eine der ersten Stipendiat*innen: Cathleen Bürgelt und eine der jetzigen Stipendiat*innen des Studienwerkes Misgin Aydemir zum Geburtstagskind befragt. Das sind ihre Erfahrungen und Wünsche:

Wie bist Du zur Stiftung gekommen?

Cathleen: Ich bin in Senftenberg, einer Kleinstadt in Südbrandenburg, aufgewachsen und habe Mitte der 1990er Jahre, aus der evangelischen Jugendarbeit kommend, in diversen Gruppen mitgearbeitet, die sich für selbstbestimmte Begegnungsorte in der Schule, gegen McDonalds und andere transnational agierende Unternehmen oder für „Mobil ohne Auto“ engagierten. So einige der theoretischen Grundlagen dafür konnte ich mir in den Diskussionen in den Philosophiekursen erarbeiten, die die Rosa-Luxemburg-Stiftung Brandenburg in Senftenberg anbot. Und just der Leiter der Kurse fragte mich, ob ich mich nicht für das neu eingerichtete Stipendienprogramm der RLS bewerben mag. Gut, dass ich gar nicht viel Zeit zum Überlegen hatte – sonst hätte ich mich womöglich nicht getraut: Ich hatte damals zwar grad meine Zwischenprüfungen im Magisterstudium Neuere und Neueste Geschichte, Philosophie und Erziehungswissenschaft erfolgreich abgelegt, aber doch viel, viel Zeit für Hochschulpolitik, Entwicklungspolitik und den Verdienst meines Lebensunterhalts verwendet; und wo ich in meinem Studium hinwollte, war mir so ganz am Beginn des Hauptstudiums auch alles andere als klar. Noch dazu war ich nicht direkt parteipolitisch aktiv. Also, wie ich dachte, keine wirklich guten Voraussetzungen für ein Begabtenstipendium. Das sah das Auswahlgremium offenbar anders – und so wurde ich eine der ersten Stipendiat*innen. 

Misgin: Als ich mich damals nach dem Abi auf die Suche nach Möglichkeiten der Studienfinanzierung gemacht habe, stieß ich auf einen Stipendienfinder, bei dem man durch die Beantwortung verschiedener Fragen passende Stipendien angezeigt bekommen hat. Glücklicherweise wurde mir so die Rosa Luxemburg Stiftung angezeigt, die voll und ganz meinen Idealen entspricht, aber auch die gleichen Werte vertritt und repräsentiert. Deshalb habe ich mich dort dann direkt für das lux-like Stipendium beworben, für welches ich auch eine Zusage bekommen habe.

 

Was war das größte Highlight in der Förderung für Dich?

Misgin: Die Möglichkeit, so viele tolle, engagierte Menschen zu treffen mit verschiedensten Biografien und Hintergründen, ist immer wieder schön. Erst vor kurzem, beim Festakt zum 20jährigem Bestehen der Stiftung, hatte ich mal wieder  die Möglichkeit, unglaubliche Menschen zu treffen und mit diesen einen unvergesslichen Abend zu verbringen.

Cathleen: Auch wenn es so gar nicht nach Highlight klingt, aber für mich war das Beste das Büchergeld – was für ein Luxus! Wenn ich mich recht erinnere, war allein das Büchergeld höher als meine damalige Miete. Und da ich durch das Stipendium nicht mehr arbeiten gehen musste, gab es ja auch einen enormen Zeitgewinn – nicht zuletzt zum Lesen. Dass die vielen Bücher dann bei den folgenden vielen Umzügen nicht mehr nur von Vorteil waren, steht auf einem anderen Blatt. Besonders war natürlich auch, dass ich über die verschiedenen Treffen und Ferienakademien Aktivist*innen kennenlernen durfte, denen ich ohne das Stipendium sehr wahrscheinlich nie begegnet wäre. 

 

20 Jahre Studienwerk heißt für mich … 

Cathleen: einen großen Gewinn auch für die Stiftung und den ganzen Stiftungsverbund. Wo sonst gibt es so kontinuierlich so viele neue frische Ideen für unser gemeinsames – theoretisches wie praktisches – Engagement für eine andere, eine bessere Welt und ein so kritisches Infragestellen von eingeschlagenen Wegen bei einer doch immer solidarischen Verbundenheit? 

Misgin: 20 Jahre Kampf für mehr Bildungsgerechtigkeit. 20 Jahre, in denen so viele junge Menschen nicht nur eine finanzielle Unterstützung erfahren durften, sondern eine Plattform an die Hand bekommen haben , um eigene Projekte ins Leben zu rufen, Netzwerke auf- und auszubauen aber auch ein Raum geschaffen wurde, in dem Akzeptanz, die Förderung von Individualität und Solidarität  eine ganz zentrale Rolle einnimmt.

 

Ich wünsche dem Studienwerk …  

Cathleen: auch weiterhin so viele rebellische Stipendiat*innen, die über das Studienwerk schließlich die ganze Stiftung thematisch und organisatorisch immer wieder zur Weiterentwicklung treiben – und weiterhin solch engagierte Mitarbeiter*innen, die trotz konstanter Überlastung dies mit Großmut aushalten können. 

Misgin: Ich wünsche mir für das Studienwerk noch viele weitere Jahre erfolgreiches Schaffen. Mit hoffentlich vielen neuen Projekten, Unterstützern und noch mehr jungen Menschen, die mithelfen das Studienwerk voranzutreiben.

 

Cathleen Bürgelt, geb. 1976, Magisterstudium Neuere und Neueste Geschichte, Philosophie und Erziehungswissenschaften an der Technischen Universität Dresden, von 2004 bis 2017 Mitarbeiterin von Landtags- und Bundestagsabgeordneten, seit 2004 ehrenamtlich für die Rosa-Luxemburg-Stiftung Brandenburg e.V. in der Lausitz aktiv, seit 2017 tätig als Mitarbeiterin der RLS in Potsdam 

Misgin Aydemir, geboren 1995, studiert BA Slawistik und Deutsch als Fremdsprache an der Universität in Greifswald. Misgin ist unter andern aktiv in einem studentischen Verein namens "GrIStuF" (Greifswald International Studentfestival).Sie organisiert kulturelle Veranstaltungen wie die Fete de la Musique in Greifswald und das Running Dinner. 


Hier gelangt ihr zu den anderen Einblicken des Monats:

Dezember 2019: Anna Axtner-Borsutzky, Stipendiatin der Hanns-Seidel-Stiftung

November 2019: Zeynep Aydin, Stipendiatin des Avicenna-Studienwerk e.V.

Oktober 2019: Alissa Frenkel, Stipendiatin des Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerk (ELES)

September 2019: Carolin Schlüter, Stipendiatin des Cusanuswerks

August 2019: Pircivan Kalik, Stipendiat des Evangelischen Studienwerks Villigst: Die Mischung macht es aus

Juli 2019: Yagmur Özkan und Christian Serrer, Stiftung der deutschen Wirtschaft (SDW)

Juni 2019: Mit einem Stipendium der Konrad-Adenauer-Stiftung in Deutschland studieren. Ein Erfahrungsbericht von US-Amerikanerin Alex Swanson

Mai 2019: Arsdeep Kaur, Stipendiatin der Friedrich-Ebert-Stiftung

April 2019: Desiree Maier: Köchin - Abi - Archäologie

März 2019: Henning Dirks, Stipendiat der Studienstiftung

Februar 2019: Banu Çiçek Tülü, Heinrich-Böll-Stiftung

Januar: Michael Klipphahn, Promotionsstipendiat der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit seit September 2016. KUNSTGESCHICHTE, HfBK Hamburg

Dezember 2018: New York, New York - Mit dem RLS-Promotionskolleg in der Stadt, die niemals schläft. Ein Bericht von Sarah

November 2018: Schritt für Schritt über sich selbst hinauswachsen!

Oktober 2018: Aus dem Nähkästchen

September 2018: Ein Studienwerk, das einer zweiten Familie gleicht (ELES) 

August 2018: Gregor Christiansmeyer, Stipendiat des Cusanuswerks

Juli 2018: Evangelisches Studienwerk Villigst Ein Bericht von Bernhard Nemerth, Stipendiat des Evangelischen Studienwerks

Juni 2018: Ehrenamtlich bei der Feuerwehr: Porträt unseres Stipendiaten Benedikt Schinzel von der Hochschule Furtwangen 

Mai 2018: "Ein Stipendium ist ein Privileg" Ein Beitrag von Deborah Manavi

April 2018: Beitrag von Delara Burkhardt, Friedrich-Ebert-Stiftung

März 2018: Raus aus dem Betrieb - rein in die Welt

Februar 2018: Ein Porträt der Stipendiatin der Studienstiftung Silke Seibold 

Januar 2018: „Mein Kompass: Respekt, Solidarität und Toleranz!“ von Alexander Marx, Heinrich-Böll-Stiftung 

Dezember 2017: Jana Mittelstädt, Promotionsstipendiatin der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit seit Juli 2016 

November 2017: Bericht von Silvia: (Un)mögliche Bildung(swege)? Nichts ist unmöglich!

Oktober 2017: Werte verbinden von Markus Hadwiger

September 2017: Alumni 1.0 – Ein Einblick in das Leben danach

August 2017: ELES – ein Ort für Machloket (Streitbarkeit)

Juli 2017: "Puzzlestücke – Wie aus einem Forschungsprojekt in der Mongolei Lebensphilosophie wurde"

Juni 2017: "Bewirb dich! - auch wenn es große Hürden zu geben scheint!"

Mai 2017: "Eine Millionen mal praktische Hilfe für Geflüchtete"

April 2017: "Ein Blick über den Tellerrand"

März 2017: "Deswegen ist es gut, FES-Stipendiat_in zu sein"

Februar 2017: "Ich studiere" klang für mich ähnlich utopisch wie "Ich fliege zum Mars".

Januar 2017: "Als Botschafter setze ich mich für mehr Chancengleichheit in der Bildung ein."

Dezember 2016: „Ein vielfältiges Netzwerk aufbauen“

November 2016: „Ich wollte mich ausprobieren“

Oktober 2016: Bericht von Amina & Corinna

September 2016: Dankbarkeit – ein Bericht von Andreas Wüst

August 2016: Vom Willkommen Heißen zum Ankommen Helfen - Das Flüchtlingslotsenprojekt „Unsere Zukunft. Mit Dir!“

Juli 2016: Denkraum und Diskursmaschine 

Juni 2016: Bericht von Lucas Uhlig

Mai 2016: Als Erster in der Familie studieren? Klar, mit einem Stipendium!

April 2016: Den Geflüchteten ein Gesicht geben

März 2016: Bericht von Franziska Pflaum

Februar 2016: Einblick des Monats

Januar 2016: Einblick des Monats

Dezember 2015: 90 Jahre, 90 Köpfe

November 2015: Große und kleine Transformationen 

Oktober 2015: Universität für Flüchtlinge

September 2015: Vereinbarkeit von Studium, Ehrenamt und Familie dank der Unterstützung durch die Rosa-Luxemburg-Stiftung

August 2015: DAS JOURNALISTISCHE FÖRDERPROGRAMM DER HANNS-SEIDEL-STIFTUNG 

Juli 2015: Willkommenskultur gegenüber Flüchtlingen.  Eine Perspektive zweier Stipendiatinnen des Avicenna-Studienwerks 

Juni 2015: Chen Jerusalem, Alumnus des Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerks über sein Studium und seine Abschlussarbeit „Cover the Body with Feelings“ 

Mai 2015: Erstes Absolventenkonzert mit Stipendiatinnen und Stipendiaten aus der Musikerförderung des Cusanuswerks

April 2015: Mitbestimmen und über den Tellerrand schauen — das Evangelische Studienwerk ermöglicht neue Perspektiven

März 2015: Den Gründergeist schon während des Studiums entdeckt

Februar 2015: Bericht von Ronny Zimmermann, Stipendiat der Journalistischen Nachwuchsförderung der Konrad-Adenauer-Stiftung

Januar 2015: Das FES-Bildungsprogramm von und für Stipendiat_innen 

Dezember 2014: Begabtenförderung der Friedrich-Naumann-Stiftung

November 2014: STUDIENSTIFTUNG ZEICHNET BESONDERES ENGAGEMENT AUS: MAXIMILIAN OEHL ERHÄLT DEN „WEITER?GEBEN!“-PREIS 2015

September 2014: Mein Weg zur Hans-Böckler-Stiftung und die Förderung der Stiftung

August 2014: Materielle und ideelle Ermöglichung zum Andersdenken mit einem Stipendium der Rosa-Luxemburg-Stiftung

Juli 2014: Kleine Klassen, echte Profis als Lehrer

Juni 2014: WEITER HORIZONT, ENGE GRENZEN? – Austausch ohne Grenzen in offenes Netzwerk als Teil der „Villigster Gemeinschaft“

Mai 2014: Bericht von Nina Schießl (Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerk) 

April 2014: Aufbrechen zu neuen Zielen. Mit den Begabtenförderwerken in die Welt. (Bericht von Maria Dillmann, Cusanuswerk)

März 2014: muslimisch – talentiert – engagiert. Avicenna-Studienwerk startet mit der ersten Bewerbungsphase

Februar 2014: "Bei der Stiftung der Deutschen Wirtschaft kommen Studierende aus allen Fachrichtungen zusammen"

Januar 2014: Studieren und Promovieren mit einem Kind oder – man mag es kaum glauben - sogar mehreren Kindern? (Bericht von Helen Schmitt-Lohmann und Laura Solzbacher, Konrad-Adenauer-Stiftung)

Dezember 2013: Ein Tag aus meinem Leben als Stipi von Tina Jung, Stipendiatin der Friedrich-Ebert-Stiftung

November 2013: Abschlussbericht von Olivia Güthling, Altstipendiatin der Friedrich Naumann-Stiftung

 

Avicenna Studienwerk
Cusanuswerk e.V.
Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerk
Evangelisches Studienwerk e.V. Villigst
Friedrich-Ebert-Stiftung
Friedrich Naumann Stiftung für die Freiheit
Hans Böckler Stiftung
Hanns Seidel Stiftung
Heinrich Böll Stiftung
Rosa Luxemburg Stiftung
Stiftung der deutschen Wirtschaft
Studienstiftung des deutschen Volkes