Stipendium Plus
© Heidi Scherm. Quelle: sdw
© Heidi Scherm. Quelle: sdw

Einblick des Monats Mai 2019

Arsdeep Kaur, Stipendiatin der Friedrich-Ebert-Stiftung

Arsdeep Kaur studiert Jura in Hamburg und ist Stipendiatin in der Grundförderung für Deutsche und Bildungsinländer_innen. Im Gespräch erzählt sie von ihrem Weg zum Stipendium und was die FES mit Hogwarts gemeinsam hat.

 

Wie bist du auf die Idee gekommen, dich bei der Friedrich-Ebert-Stiftung zu bewerben?

Ich hatte tatsächlich häufiger darüber nachgedacht, mich für ein Stipendium zu bewerben, ließ den Gedanken aber oft nicht weiter ausreifen, da ich es aus irgendeinem Grund für utopisch hielt, ein Stipendium zu erhalten. Für mich war es auch relativ schnell klar, dass die FES die richtige Stiftung für mich sei, aber den Schritt, mich wirklich zu bewerben, habe ich leider etwas länger hinausgezögert. Ich hatte aber nun das Glück, dass ich sehr früh im Studium mit Stipendiat_innen verschiedener Stiftungen in Kontakt gekommen bin. Überwiegend jedoch mit Stipis von der FES, mit denen ich bei der Gremienarbeit an der Uni in Kontakt getreten bin und schnell gemerkt habe, dass wir ähnliche Interessen und Ansichten verfolgen. So wurde ich häufiger von Stipis der FES angesprochen und es wurde mir zugeredet, dass ich gut zur FES passen würde und mich unbedingt bewerben solle. Meine Zweifel lösten sich schnell auf, so dass ich den Schritt doch gewagt habe – und siehe da, es hat sich gelohnt! ?

Wofür steht die FES für dich?

Die FES steht für mich für die Verbindung von Vielseitigkeit und Offenheit. Eine freie, gerechte und solidarische Welt wird angestrebt und die FES versucht, ihren Beitrag in einem großen Umfang dazu zu leisten. Die FES verbindet Menschen mit einem ähnlichen Mindset, so dass man das Beste aus sich herausholen kann, gerade weil man auf gleichgesinnte Menschen stößt, die mit dir auf einer Wellenlänge sind und dich bei deiner Meinungsbildung und Umsetzung deiner Ideen bereichern. Die Besonderheit und das ausschlaggebende Kriterium, sich der FES zugehörig zu fühlen, war für mich vor allem, dass alle Stipis durch ihre soziale, engagierte Grundeinstellung miteinander verbunden sind. Das FES-Stipendium ist mehr als nur eine finanzielle Sicherheit und Entlastung. Mit Hilfe der FES kann ich meinem gesellschaftlichen Engagement ohne Bedenken nachgehen und mich menschlich weiterentwickeln, indem ich u. a. vielseitigen Seminare und Workshops besuchen kann und auf inspirierende Menschen treffe. Die FES ist wohl mein Hogwarts für Muggels, die sozialdemokratische Werte vertreten und leben.

Wie wirst du durch dein Stipendium gefördert?

Ich erhalte die ideelle und materielle Förderung. Die ideelle Förderung gibt mir die Möglichkeit, außerhalb des Studiums, meinen Horizont zu erweitern und nicht nur einseitig zu lernen. Das Studium (Jura) ist sehr zeitintensiv, da bietet die ideelle Förderung in Form von vielseitigen Seminaren und Workshops einen sehr guten Ausgleich. Zudem sind die Themen nicht an Studienfächern orientiert und damit eine gute Gelegenheit, über den Tellerrand der eigenen Disziplin zu schauen, da ich der Überzeugung bin, dass das Studium mehr als nur eine Berufsausbildung sein sollte. Man unterschätzt im Vorfeld oft, wie sehr man von der ideellen Förderung, also den Seminaren, Arbeitskreisen, Workshops und vielem mehr, profitiert. Man eignet sich durch die ideelle Förderung einiges an Wissen an und lernt dabei viele tolle und beeindruckende Menschen kennen. So habe ich bereits während einiger Seminare gute Freundschaften schließen können.

Ist die Höhe deines Stipendiums abhängig vom Einkommen deiner Eltern?

Was ist, wenn Eltern „zu viel“ verdienen? Die finanzielle Förderung ist bei allen 13 vom BMBF geförderten Begabtenförderungswerken dieselbe. Als Deutsche_r oder Bildungsinländer_in entspricht die Förderung §8 BAföG. Das heißt, ich bekomme dieselbe Summe, die ich auch als BAföG-Empfänger_in erhalten würde, mit dem Unterschied, dass ich das Stipendium nicht zurückzahlen muss. Die Berechnung erfolgt analog zu BAföG und richtet sich unter anderem nach dem Einkommen der Eltern. Aktuell kann ich maximal 649€ im Monat erhalten. Zusätzlich gibt es für alle, egal, ob mit Anspruch auf BAföG oder nicht, die Studienkostenpauschale von 300€. Ausländische Stipendiat_innen erhalten monatlich 750€ (Bachelor/Diplom/Magister/Staatsexamen) bzw. 850€ im Master und die Kosten für die Krankenkasse.

Welche Erwartungen stellt die Friedrich-Ebert-Stiftung an dich als Stipendiatin?

Die FES ist wie ein Fels in der Brandung, ein gutes Gefühl, das einen stets durch das Studium und darüber hinaus, begleitet. Die FES möchte ihre Stipis dabei menschlich mit einem politisch reflektierten Mindset wachsen sehen und ihnen dabei helfen, das Beste aus sich rauszuholen. Sei es die politische und/oder menschliche Weiterbildung, die FES hilft dabei Ideen umzusetzen, um eine gerechtere und solidarische Welt zu schaffen.

Was bedeutet es für dich, eine Stipendiatin zu sein?

Stipi der FES zu sein, heißt für mich, die Möglichkeit zu bekommen, meinen Beitrag zu einer besseren, gerechteren und sozialeren Welt zu leisten. Dabei finanziell entlastet zu sein und seinen gesellschaftspolitischen Interessen nachkommen zu können, ist für mich sehr wertvoll. Ich bin sehr glücklich, Stipi der FES zu sein, da die FES besonders auf den Charakter und das gesellschaftliche Engagement achtet – es wird hinter die Noten, auf den Menschen geblickt. Menschen mit Ecken und Kanten sind dabei sehr gern gesehen. Für mich bedeutet die FES ein Zugang zu einem Netzwerk gleichgesinnter, motivierender und engagierter junger Menschen, in denen ein ähnliches Feuer brennt, wie in mir. Durch den Kontakt zu den Mitstipis und die Möglichkeit, interessante Seminare zu besuchen und zu gestalten, wird mein Einsatz für eine bessere und gerechtere Welt weiter gefördert und ausgebaut. Da für mich ein Mit- und Füreinander das Fundament einer funktionierenden Gemeinschaft ist, bin ich stets motiviert, mich in Gruppen Gleichgesinnter zu integrieren und die gemeinsamen Stärken zu nutzen. Um das umzusetzen, bietet die FES die beste Basis. Stipi zu sein heißt für mich, auch zur Entwicklung neuer Denkansätze beizutragen und vor allem Menschen zu treffen, die die Überzeugung einer offenen, solidarischen und gerechten Sozialdemokratie teilen und weiterverfolgen wollen. Es heißt für mich auch, meine eigenen Fähigkeiten weiter zu entwickeln, um diese in einer angemessenen Form an Mitmenschen weiterzugeben.

Wie verlief dein Auswahlverfahren bei der Friedrich-Ebert-Stiftung?

(Dauer/ Ablauf/ Auswahlgespräche/ Herausforderungen) Mein Auswahlverfahren, bis ich die Zusage hatte, dass ich an Bord bin, dauerte ca. 4 Monate. Nachdem ich die Online-Bewerbung abgeschickt hatte, bekam ich innerhalb von wenigen Tagen die Nachricht, weitere Unterlagen einzureichen. Meine Auswahlgespräche mit zwei verschiedenen Professoren, waren sehr vielfältig und interessant. Während der Gespräche fiel mir auf, dass meinem Gegenüber sehr daran gelegen war, meinen Charakter und die Person hinter den Noten kennenzulernen, die Person mit ihren Ecken und Kanten zu sehen und so zu akzeptieren und vor allem wertzuschätzen. Wichtig war dabei vor allem, dass die Werte und Charakterzüge zu den sozialdemokratischen Werten der FES passten. Die FES möchte nicht - was man sich schnell bei einer Stiftung vorstellen kann und viele Stiftungen es tatsächlich tun - nur allein auf die Noten schauen. Es kommt also während des Gesprächs nicht auf eine Selbstinszenierung oder Schlagabtausch an, sondern ein angenehmes gegenseitiges Kennenlernen. Es ging nicht nur um meine Lernleistungen, sondern vor allem um mich als ein Individuum mit Ecken und Kanten, mit meinem individuellen Lebensweg, der keinesfalls gradlinig sein musste!

Was bedeutet es, wenn gesellschaftliches und politisches Engagement verlangt wird? Wie engagierst du dich?

Engagement fängt überall da an, wo man etwas nicht nur für sich, sondern auch für andere macht. Engagement kann bei der kleinsten Hilfe anfangen. Meinen Beitrag leiste ich u. a. dadurch, dass ich versuche mich vielseitig einzusetzen, um eine sozialere Umgebung zu schaffen und auch andere dazu zu motivieren. Ich dolmetsche, helfe bei behördlichen Angelegenheiten, sei es Formulare ausfüllen oder übersetzen, bin an der Uni in verschiedene Gremien tätig und bin in der SPD aktiv.

Was würdest du potentiellen Bewerber_innen für die Bewerbung raten?

Go for it! Zu verlieren hat man nichts, aber viel zu gewinnen! Viele bereuen es, nicht früher den Schritt zur Bewerbung gegangen zu sein – also versuch es! Es warten aufgeschlossene und inspirierende Menschen und spannende Gespräche auf dich. Neben der finanziellen Förderung erwartet dich eine professionelle Betreuung durch das Team der Studienförderung und eine vielfältige ideelle Förderung. Ich kann also allen Studierenden, die sich mit sozialdemokratischen Werten identifizieren können und sich gesellschaftlich engagieren, nur empfehlen, sich für ein Stipendium zu bewerben und sich einfach mehr zu trauen. Es gibt viele Wege zum Glück und Erfolg und einer davon ist aufhören an sich zu zweifeln und einfach zu machen! Vertraut auf euch und eurer Können, es wird sich lohnen. Wir können uns zwar nicht aussuchen, wie wir auf diese Welt kommen und haben keinerlei Einfluss auf vielerlei Dinge aber worauf wir einen Einfluss haben, ist welchen Weg wir einschlagen wollen und wohin wir wollen. Nutze also die Chancen, die dir das Leben bietet und glaube an dich.


Hier gelangt ihr zu den anderen Einblicken des Monats:

April 2019: Desiree Maier: Köchin - Abi - Archäologie

März 2019: Henning Dirks, Stipendiat der Studienstiftung

Februar 2019: Banu Çiçek Tülü, Heinrich-Böll-Stiftung

Januar: Michael Klipphahn, Promotionsstipendiat der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit seit September 2016. KUNSTGESCHICHTE, HfBK Hamburg

Dezember 2018: New York, New York - Mit dem RLS-Promotionskolleg in der Stadt, die niemals schläft. Ein Bericht von Sarah

November 2018: Schritt für Schritt über sich selbst hinauswachsen!

Oktober 2018: Aus dem Nähkästchen

September 2018: Ein Studienwerk, das einer zweiten Familie gleicht (ELES) 

August 2018: Gregor Christiansmeyer, Stipendiat des Cusanuswerks

Juli 2018: Evangelisches Studienwerk Villigst Ein Bericht von Bernhard Nemerth, Stipendiat des Evangelischen Studienwerks

Juni 2018: Ehrenamtlich bei der Feuerwehr: Porträt unseres Stipendiaten Benedikt Schinzel von der Hochschule Furtwangen 

Mai 2018: "Ein Stipendium ist ein Privileg" Ein Beitrag von Deborah Manavi

April 2018: Beitrag von Delara Burkhardt, Friedrich-Ebert-Stiftung

März 2018: Raus aus dem Betrieb - rein in die Welt

Februar 2018: Ein Porträt der Stipendiatin der Studienstiftung Silke Seibold 

Januar 2018: „Mein Kompass: Respekt, Solidarität und Toleranz!“ von Alexander Marx, Heinrich-Böll-Stiftung 

Dezember 2017: Jana Mittelstädt, Promotionsstipendiatin der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit seit Juli 2016 

November 2017: Bericht von Silvia: (Un)mögliche Bildung(swege)? Nichts ist unmöglich!

Oktober 2017: Werte verbinden von Markus Hadwiger

September 2017: Alumni 1.0 – Ein Einblick in das Leben danach

August 2017: ELES – ein Ort für Machloket (Streitbarkeit)

Juli 2017: "Puzzlestücke – Wie aus einem Forschungsprojekt in der Mongolei Lebensphilosophie wurde"

Juni 2017: "Bewirb dich! - auch wenn es große Hürden zu geben scheint!"

Mai 2017: "Eine Millionen mal praktische Hilfe für Geflüchtete"

April 2017: "Ein Blick über den Tellerrand"

März 2017: "Deswegen ist es gut, FES-Stipendiat_in zu sein"

Februar 2017: "Ich studiere" klang für mich ähnlich utopisch wie "Ich fliege zum Mars".

Januar 2017: "Als Botschafter setze ich mich für mehr Chancengleichheit in der Bildung ein."

Dezember 2016: „Ein vielfältiges Netzwerk aufbauen“

November 2016: „Ich wollte mich ausprobieren“

Oktober 2016: Bericht von Amina & Corinna

September 2016: Dankbarkeit – ein Bericht von Andreas Wüst

August 2016: Vom Willkommen Heißen zum Ankommen Helfen - Das Flüchtlingslotsenprojekt „Unsere Zukunft. Mit Dir!“

Juli 2016: Denkraum und Diskursmaschine 

Juni 2016: Bericht von Lucas Uhlig

Mai 2016: Als Erster in der Familie studieren? Klar, mit einem Stipendium!

April 2016: Den Geflüchteten ein Gesicht geben

März 2016: Bericht von Franziska Pflaum

Februar 2016: Einblick des Monats

Januar 2016: Einblick des Monats

Dezember 2015: 90 Jahre, 90 Köpfe

November 2015: Große und kleine Transformationen 

Oktober 2015: Universität für Flüchtlinge

September 2015: Vereinbarkeit von Studium, Ehrenamt und Familie dank der Unterstützung durch die Rosa-Luxemburg-Stiftung

August 2015: DAS JOURNALISTISCHE FÖRDERPROGRAMM DER HANNS-SEIDEL-STIFTUNG 

Juli 2015: Willkommenskultur gegenüber Flüchtlingen.  Eine Perspektive zweier Stipendiatinnen des Avicenna-Studienwerks 

Juni 2015: Chen Jerusalem, Alumnus des Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerks über sein Studium und seine Abschlussarbeit „Cover the Body with Feelings“ 

Mai 2015: Erstes Absolventenkonzert mit Stipendiatinnen und Stipendiaten aus der Musikerförderung des Cusanuswerks

April 2015: Mitbestimmen und über den Tellerrand schauen — das Evangelische Studienwerk ermöglicht neue Perspektiven

März 2015: Den Gründergeist schon während des Studiums entdeckt

Februar 2015: Bericht von Ronny Zimmermann, Stipendiat der Journalistischen Nachwuchsförderung der Konrad-Adenauer-Stiftung

Januar 2015: Das FES-Bildungsprogramm von und für Stipendiat_innen 

Dezember 2014: Begabtenförderung der Friedrich-Naumann-Stiftung

November 2014: STUDIENSTIFTUNG ZEICHNET BESONDERES ENGAGEMENT AUS: MAXIMILIAN OEHL ERHÄLT DEN „WEITER?GEBEN!“-PREIS 2015

September 2014: Mein Weg zur Hans-Böckler-Stiftung und die Förderung der Stiftung

August 2014: Materielle und ideelle Ermöglichung zum Andersdenken mit einem Stipendium der Rosa-Luxemburg-Stiftung

Juli 2014: Kleine Klassen, echte Profis als Lehrer

Juni 2014: WEITER HORIZONT, ENGE GRENZEN? – Austausch ohne Grenzen in offenes Netzwerk als Teil der „Villigster Gemeinschaft“

Mai 2014: Bericht von Nina Schießl (Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerk) 

April 2014: Aufbrechen zu neuen Zielen. Mit den Begabtenförderwerken in die Welt. (Bericht von Maria Dillmann, Cusanuswerk)

März 2014: muslimisch – talentiert – engagiert. Avicenna-Studienwerk startet mit der ersten Bewerbungsphase

Februar 2014: "Bei der Stiftung der Deutschen Wirtschaft kommen Studierende aus allen Fachrichtungen zusammen"

Januar 2014: Studieren und Promovieren mit einem Kind oder – man mag es kaum glauben - sogar mehreren Kindern? (Bericht von Helen Schmitt-Lohmann und Laura Solzbacher, Konrad-Adenauer-Stiftung)

Dezember 2013: Ein Tag aus meinem Leben als Stipi von Tina Jung, Stipendiatin der Friedrich-Ebert-Stiftung

November 2013: Abschlussbericht von Olivia Güthling, Altstipendiatin der Friedrich Naumann-Stiftung

 

Avicenna Studienwerk
Cusanuswerk e.V.
Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerk
Evangelisches Studienwerk e.V. Villigst
Friedrich-Ebert-Stiftung
Friedrich Naumann Stiftung für die Freiheit
Hans Böckler Stiftung
Hanns Seidel Stiftung
Heinrich Böll Stiftung
Rosa Luxemburg Stiftung
Stiftung der deutschen Wirtschaft
Studienstiftung des deutschen Volkes