Sobald du Stipendiatin oder Stipendiat bei uns bist, steht dir das volle Betreuungs- und Veranstaltungsprogramm zur Verfügung. Es hat bei jedem Werk andere Schwerpunkte, die auf unseren unterschiedlichen weltanschaulichen Ausrichtungen und Zielsetzungen basieren. Dennoch gibt es auch hier eine Reihe von Gemeinsamkeiten!
KAS: Du bist KAS-Stipendiatin und engagierst dich bei den Senkrechtstartern. Erkläre uns doch kurz: Wer oder was sind die Senkrechtstarter?
Senkrechtstarter ist ein 1:1-Patenschaftsprogramm mit dem Ziel, Bildungsgerechtigkeit zu erhöhen. Alle, die studieren gehen möchten, sollen dies auch tun können. Unser Programm richtet sich insbesondere an Schülerinnen und Schüler aus nichtakademischen Haushalten oder mit Migrationshintergrund. Prinzipiell sind alle Schüler und Schülerinnen mit Fragen rund um das Thema Studium herzlich willkommen und eingeladen, sich über unsere Homepage anzumelden. Fragen können beispielsweise sein: Welche Möglichkeiten der Studienfinanzierung habe ich? Welche Hochschulart ist die richtige für mich? Wie kann ich mir einen Studienalltag vorstellen? Oder: Wie komme ich überhaupt zu meinem Traumstudiengang?
Hast du denn dein Traumstudium gefunden? Das ist ja oft so eine Sache: Meistens kann man sich nicht einfach so einschreiben. Und nicht jeder weiß sofort, was ist eigentlich der ideale Studiengang für mich. Warst du dir immer sicher, dass du Medizin studieren möchtest?
Genau. Das Medizinstudium war schon immer mein Traum. Als Kind trat ich bereits der DLRG bei und erlernte Techniken des Rettungsschwimmens und Erste Hilfe. Später engagierte ich mich im Schulsanitätsdienst. Durch weitere Qualifikationen durfte ich ab einem gewissen Alter Sanitätsdienste leisten und mich aktiv im Bevölkerungs- und Katastrophenschutz beteiligen.
Und wie hast du dann den Schritt ins Medizinstudium geschafft?
Nach dem Abitur am Deutsch-Französischen Gymnasium absolvierte ich ein Freiwilliges Soziales Jahr im Bereich des Rettungsdienstes. Im Zuge dessen qualifizierte ich mich zur Rettungssanitäterin und durfte weitere wertvolle Erfahrungen sammeln. Mit der Zusage der zentralen Vergabestelle wurde dann mein Traum vom Medizinstudium wahr. Zunächst arbeitete ich weiterhin nebenher im Rettungsdienst und engagierte mich ehrenamtlich im Katstrophenschutz.
Warum hast du dich für diesen Weg entschieden?
Es war mir wichtig, den Weg des Medizinstudiums umfänglich reflektiert zu haben. Die Tätigkeit im Bereich des Rettungsdienstes ermöglicht es einem, wertvolle Erfahrungen zu sammeln auf medizinischer und vor allem auf menschlicher Ebene. In jeder Schicht durfte ich Neues lernen. Außerdem war mir bewusst, dass BAföG allein finanziell nicht ausreichen würde. Das Gehalt der geringfügigen Beschäftigung als Rettungssanitäterin benötigte ich vor allem für studienrelevante Anschaffungen wie Bücher oder auch ein Tablet. Von einem Stipendium hatte ich bis dahin nur geträumt. Deshalb baute ich mir erstmal alles so auf, um an mein Ziel zu gelangen.
Das Finanzielle ist das eine. Das andere, sich auch zu trauen. Was braucht es deiner Meinung nach, dass sich auch diejenigen mit schwierigeren Startbedingungen an ihr Traumstudium wagen?
Die Grundbasis für Bildungsgerechtigkeit ist aus meiner Sicht nicht nur materiell und finanziell, sondern eben auch, dass soziale Grundbedürfnisse wie Sicherheit und Unterstützung erfüllt werden. Das ist fundamental. Auch Aspekte wie die soziale Herkunft und Gesundheit spielen oftmals eine übergeordnete Rolle. Insofern denke ich, wir sollten uns weiter um Chancengleichheit bemühen. Für viele bedeutet das, einfach jemanden zu haben, der einen zuverlässig unterstützt und einem sagt: Du schaffst das!
Inwieweit hat dir das Stipendium dabei geholfen?
Bei der KAS durfte ich erfahren, dass es zählt, wer man ist und nicht wer man zu sein scheint. Früher habe ich häufig die Erfahrung gemacht, dass vor allem der soziale oder auch gesundheitliche Hintergrund eine Rolle spielen. Ich sah immer wieder zu, wie andere bessergestellt wurden - unabhängig von ihren eigenen Leistungen und ihrer Person. Bei der KAS erlebe ich eher eine positive Anerkennung dafür, wenn man mehr leisten muss, um an das gleiche Ziel zu gelangen. Das ist natürlich Ergebnis der individuellen Betreuung durch die KAS. Dieser Glaube an die einzelne Person und die vielen wunderbaren Worte und bedeuten mir viel - . Die ideelle Förderung der KAS ermöglicht es, den Werkzeugkasten mit weiteren Erfahrungen und Kompetenzen zu ergänzen.
Woran machst du das genau fest. Gib uns vielleicht ein Beispiel.
Ich erinnere mich zum Beispiel noch gut an meine Auswahltagung. Mit viel Vorfreude und auch durchaus viel Respekt vor der Herausforderung bin ich in den ICE nach Berlin gestiegen. Beim Frühstück traf ich dann auf andere Bewerberinnen und Bewerber. Manch einer hatte ein sehr großes Selbstbewusstsein. Und von den verschiedenen Darstellungen kann man sich schon ganz schön beeindrucken lassen. Viel Zeit blieb jedoch nicht, um in Selbstzweifel zu versinken. Die gestellten Aufgaben sind vielfältig. Vor allem das Einzelgespräch erlebte ich besonders positiv, da es sehr individuell, bunt und herausfordernd war. Im Nachgang erfuhr ich, dass diejenigen, von deren eigener Präsentation ich mich einschüchtern ließ, nicht unbedingt genommen wurden. Es hat mich nachhaltig geprägt, dass man sein darf, wer man ist, und das auch gut ist. Hieran erinnere ich mich gerne in Situationen, in denen ich das Gefühl habe, nicht genug zu sein. Und das habe ich für mich mitgenommen: Traue Dich und Du wirst immer (für Dich) gewinnen.
Welches war bisher dein spannendstes Seminar bei der KAS?
Das Seminarangebot ist super vielfältig und von jedem einzelnen Seminar konnte ich bisher Einiges mitnehmen. Das spannendste Seminar kann ich deshalb gar nicht benennen. Besonders in Erinnerung ist mir aber das Digital Lab geblieben. In Kleingruppen haben wir digitale Tools entwickelt, die in den Bereichen Partizipation, Engagement und Demokratie einen Beitrag für die Zivilgesellschaft leisten können. In meiner Gruppe haben wir ein Konzept überlegt, um Jugendliche aus ambulanten und stationären Jugendhilfeeinrichtungen auf dem Weg an die Uni besser zu unterstützen. Dies ist eine noch viel zu wenig berücksichtigte Zielgruppe. Denn die Jugendlichen müssen aufgrund einer wenig vorhandenen, bis fehlenden stabilen Familienstruktur und/oder durch Traumatisierungen mehr Hürden meistern als viele andere. Ich setzte mich dafür ein, dass wir Senkrechtstarter mit diesem Programm erweitern können. Bei Senkrechtstarter versuchen wir generell, bedarfsgerecht und individuell unser Programm anzupassen und für bestimmte Zielgruppen zu erschließen.
Wenn du als Senkrechtstarterin mit Schülerinnen und Schülern sprichst. Welchen Rat gibst du?
Gehe Deinen eigenen Weg - es wird immer richtig sein, denn es ist Dein Weg und Deine Erfahrung. Es geht auch nicht darum, dich nur gut zu präsentieren. Vielmehr Bedeutung hat, dass Du zu und hinter dem stehen kannst, was Du tust. Das, was Du geben und leisten kannst, ist genug. Vergleiche Dich nicht zu sehr. GLÜCKlich zu sein, ist nicht unbedingt mit einem Status oder Erfolg verbunden. Du kannst selbst am besten wissen oder herausfinden, was Dich glücklich macht.
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