Evangelisches Studienwerk Villigst: Lieber Luca, wie bist Du zum Stipendium gekommen?
Luca: In meinem ersten Semester begab ich mich im Internet auf die Suche nach einer Möglichkeitmein Studium zu finanzieren und stieß (so wie vielleicht auch du) dabei auf ein Stipendiumund die verschiedenen Werke, die so eine Förderung anbieten. Den Begriff „Stipendium“hatte ich zwar mal gehört, aber die große Auswahl an verschiedenen Förderwerken hat michziemlich überfordert. Wo soll ich mich bewerben? Welches Stipendium passt zu mir? Undwer würde mich überhaupt nehmen? Das fragte ich mich. Nachdem ich mich ein bisschendurch das Internet geklickt hatte, habe ich mich dann größtenteils nach meinem Bauchgefühlentschieden und habe mich bei den beiden Werken beworben, die mich am meisteninteressierten und von denen ich glaubte, dass sie am besten zu mir passen würden. Daseine Werk lehnte mich dann relativ schnell ab, aber zum Evangelischen Studienwerk Villigstwurde ich in die beiden Auswahlrunden eingeladen und nach spannenden Auswahltagen inHaus Villigst mit vielen sehr netten Begegnungen in die Förderung aufgenommen.
Was bedeutet das Stipendium für Dich?
Beworben habe ich mich auf das Stipendium erst einmal wegen der finanziellen Förderung,aber im Laufe meines Studiums haben die vielen schönen Begegnungen mit anderenStipendiat*innen und Ehemaligen schnell eine noch wichtigere Bedeutung bekommen. Beiden Sommeruniversitäten beispielsweise kommen wir in interdisziplinären Seminarenzusammen und beschäftigen uns mit so unterschiedlichen Themen wie den ungelöstenFragen der Astro-Physik, dem Ideal der Jungfräulichkeit in der Religion, der Möglichkeit vonKI-Algorithmen für zentralisierte Wirtschaftssysteme und kolonialen Kontinuitäten in derinternationalen Klimadiplomatie. Der Austausch mit interessierten Menschen war für michimmer ein großer Spaß und hat mir die Möglichkeit gegeben, über die Grenzen meineseigenen Studiengangs hinauszublicken.
Recht schnell habe ich mich auch in der stipendiatischen Mitbestimmung des Studienwerkesengagiert. Als Mitglied des stipendiatischen Senats haben wir gemeinsam dieAngelegenheiten der Stipendiat:innen vertreten. So haben wir beispielsweise einAwarenesskonzept ausgearbeitet und Pläne zur Senkung von CO2-Emissionen bei Anreiseund Durchführung von Veranstaltungen umgesetzt. Statt starrer Hierarchien habe ich hiereine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Geschäftsstelle erlebt, die sich für die Anliegenund Interessen der Stipendiat:innen interessiert.
Dass das Evangelische Studienwerk für Unterstützung und Rückendeckung da ist, habe ichvor allem gemerkt, als ich mit der Wahl meines Studienganges haderte. Obwohl ich dieMathematik (mein erstes Studienfach) liebte, hatte ich das Gefühl, dass mir diese logischabstraktePhantasiewelt nicht ausreichte und dass ich die Auseinandersetzung mitgesellschafts-politischen Themen vermisste. Mein Studienleiter aus dem Studienwerkunterstützte mich in dieser Zeit und beriet mich in mehreren Gesprächen. Schließlichbeschloss ich, das Studienfach zu wechseln und begann mein Studium in Soziologie undPolitikwissenschaft. Dass mich das Evangelische Studienwerk in dieser Entscheidungunterstützte und mich weiter fördert, zeigt mir, dass es im Stipendium nicht darum geht,einen möglichst vorzeigbaren, geradlinigen Lebensweg mit besten Leistungen zu erreichen.Das Stipendium nimmt viel mehr Rücksicht auf deine persönliche Lebenssituation und gibtdir die nötige Unterstützung in schwierigen Lebensphasen.
Hast du Tipps und Tricks für andere, die sich bewerben wollen?
Die verschiedenen Förderwerke haben ganz unterschiedliche Profile. Schau dir dieverschiedenen Möglichkeiten an und überlege dir, welches Werk am besten zu dir passt (undnicht andersherum!). Lass dich von einer Absage nicht einschüchtern und bewirb dichnochmal, du wärst nicht die erste Person, die bei ihrer zweiten Bewerbung (sogar beimselben Förderwerk) aufgenommen wird.
Ein Stipendium ist nicht nur etwas für Menschen mit 1,0-Abischnitt! Das lässt sich nichthäufig genug wiederholen. In den Auswahlprozessen geht es um eine Vielzahl anpersönlichen Fähigkeiten, auf die Zeugnisnoten wird da kaum geschaut. Und auch diepersönlichen Lebensumstände werden dabei berücksichtigt. Geht mit gesundheitlichen,persönlichen oder familiären Problemen transparent um, niemand wird euch das zu euremNachteil auslegen.