Wie bin ich zum Stipendium gekommen?
Menschen aus meinem privaten Umfeld brachten mich noch vor Beginn meines Pädagogik-Bachelors auf die Idee mich bei Villigst zu bewerben. Ich fühlte mich dabei erst unsicher, war aber froh, dass ich mit ihnen über den Bewerbungsverlauf und meine eingereichten Unterlagen reden konnte. Durch eine chronische Erkrankung war ich auf den Rollstuhl angewiesen und hatte einige unstete Jahre hinter mir, in denen ich schon Einblick in andere Studienfächer genommen hatte. Ich hatte vorher Sorgen, dass ein Stipendium keine Wertschätzung für verschlungene Lebenswege mit sich brächte und nur den erfolgreichen Direktweg zum Studium anerkennen würde. Gegenteilig erlebte ich schon in der Bewerbungsphase ein freundliches Miteinander mit hoher Wertschätzung und spannendem intellektuellem Austausch. Ich erinnere mich noch gut, wie ich nach den zwei Tagen Auswahlseminar in Haus Villigst blieb bis alle fertig waren, den Austausch genoss und mir dachte: „Ich bleibe jetzt noch so lange wie möglich, denn genommen werde ich eh‘ nicht. Bei den vielen spannenden Leuten bin ich sicher nicht erste Wahl.“ Es kam anders und in der Einführungswoche in Haus Villigst konnte ich neue Kontakte knüpfen und erneut den transdisziplinären Austausch genießen.
Was bedeutet das Stipendium für mich?
Das Stipendium gab mir zu Beginn des Studiums nochmal richtig Aufwind. Ich ging selbstbewusst und gestärkt in die erste Studienphase, denn ich hatte den Eindruck, da sind Leute, die in mir Potential gesehen haben und finden, dass ich gut in mein Fach passe. In meinem Pädagogik-Bachelor habe ich mich zudem bestärkt gefühlt auch neben dem Studium verschiedene Dinge auszuprobieren. Ich habe außerdem über das Villigster Netzwerk und über Treffen wie beispielsweise die Sommer-Uni, wo man in interdisziplinärer Runde in Haus Villigst zusammenkommt, von vielen spannenden Leuten und Lebenswegen erfahren. So wurden auch Ideen zum Engagement außerhalb des Studiums oder Weiterbildungen gefördert. Die finanzielle Unterstützung hat mir weitere Freiheit gegeben, diese Ideen eher umzusetzen. Ich war beispielsweise mehrere Jahre für den Deutschen Evangelischen Kirchentag im Bereich Inklusion und Barrierefreiheit aktiv. Dabei konnte ich mich fortbilden, habe vom Villigster Netzwerk profitiert und konnte meine Expertise einbringen, damit Menschen mit Behinderungen eine möglichst barrierearme Veranstaltung genießen können. Weiterhin habe ich eine Ausbildung als Diversity-Trainerin absolviert und so mein Profil außerhalb des Studiums bereits schärfen können. Ich habe früher gedacht, Stipendien wäre nur für Menschen, die schon ewig wüssten, was genau ihr Lebens- und Studienziel wäre und nur stringent daraufhin arbeiten. Aber ich bin in vielerlei Hinsicht eher eine Generalistin, interessiere mich für sehr unterschiedliche Dinge und wechsele auch einmal meine Hobbies und Engagements. Ich bin aktiv im Leistungssport, beschäftige mich in meiner Freizeit mit vielen Hobbies wie Nähen mit nachhaltigen Stoffen, Vereinsorganisation, Trainerinnentätigkeiten oder Chorsingen und habe auch zum Master nochmal mein Profil überprüft und meinen Schwerpunkt verlagert. Jetzt mache ich Lehr-Lern-Psychologie und möchte in Weiterbildungssettings arbeiten, so gebe ich bereits Seminare zu inklusiver Ausrichtung für pädagogische Fachkräfte. Heute weiß ich, dass auch dieser Weg gut ist und zwar weil er zu mir passt – und auch durch Villigst wurde ich darin bestärkt. Beispielsweise bin ich derzeit Teil eines Mentoring-Projektes, bei dem mir eine ehemalige Villigsterin als Mentorin zur Seite steht. Insbesondere seit ich ein Kind habe und sich mein Studienleben dadurch verändert und die Studienzeit sich auch verlängert, weiß ich das Stipendium umso mehr zu schätzen. Es gibt finanziell mehr Unterstützung und auch viel Verständnis für die Situation als studierendes Elternteil. Und hier werde ich als Person gesehen, wertgeschätzt und bestärkt in meinem Weg.
Tipps und Tricks für Leute, die sich bewerben wollen
Schaut euch das Profil eines Stipendiengebers gut an: Passe ich hier gut rein? Kommt am Besten ins Gespräch mit Menschen, die derzeit gefördert werde. Das funktioniert z. T. auch über Plattformen. Seid euch klar: Was sind meine Stärken, wo bin ich ganz in meiner Kraft und welche Themen fallen mir eher schwer und wie gehe ich damit um? Solltet ihr gesundheitliche, persönliche oder familienbedingte Barrieren im Studium erleben: macht diese transparent ohne zu dramatisieren. Zeigt auf, was (z. B. eine Prüfung oder die Organisation eines Praktikums), warum für euch mehr Aufwand bedeutet als für andere und wie ihr damit umgeht. Und: Traut euch!